Mit dem Antritt der neuen EU-Kommission am 1. November 2014 wechselte auch die Zuständigkeit für das Teilprogramm MEDIA Creative Europe: Künftig wird es bei der Generaldirektion für Kommunikationsnetze, Inhalte und Technologien - kurz "DG Connect" - angesiedelt, im Ressort des EU-Kommissars für digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Günther Oettinger. Dessen neue Aufgaben beinhalten unter anderem die Reform des Urheberrechts. Das Creative Europe Teilprogramm KULTUR bleibt von den Umstrukturierungen des neuen Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker unberührt, es wird weiter in der Generaldirektion Bildung, Kultur, Jugend und Bürgerschaft geführt, dem in Zukunft der Ungar Tibor Navracsics als Kommissar vorstehen wird.
Lucia Recalde, seit 1. September 2014 neue Leiterin in der Kommission von Creative Europe MEDIA, über die Teilung der Zuständigkeiten: "Creative Europe besteht weiterhin als integriertes Programm, und es ist auch nicht das einzige Programm, das von zwei Generaldirektionen aus verwaltet wird. Wir arbeiten zurzeit an praktischen und klaren Wegen für eine Kooperation der beiden DGs mit dem Ziel, auch in Zukunft die Synergien zwischen dem audiovisuellen und dem kulturellen Sektor unter dem gemeinsamen Dach Creative Europe sicherzustellen". Laut Recalde seien die unmittelbaren Auswirkungen vor allem auf der internen Verwaltungsebene spürbar. "Die audiovisuelle Industrie in derselben DG anzusiedeln, die sich auch um Copyright und andere Aspekte auf der digitalen Agenda kümmert, mag zu interessanten Verknüpfungen und Ergebnissen führen. Für mich sind Zeiten der Veränderung immer auch Zeiten für neue Möglichkeiten", so Lucia Recalde.
Eine der größten Herausforderungen für die gesamte Kreativbranche - Kunst, Musik, Film, Fernsehen oder Literatur - sei ganz klar die Digitalisierung und die damit einhergehende Veränderung des Publikumsverhaltens. "Natürlich sehen wir einerseits die Bedrohung existierender Geschäftsmodelle, aber auf der anderen Seite eben auch die Chance, Produktions- und Distributionskosten zu reduzieren oder auch größere Zuschauerschichten zu erreichen. Mit Creative Europe möchten wir europäischen Firmen dabei helfen, mit beiden Seiten der Medaille umzugehen".
Gefragt nach den Zukunftsplänen für das Programm, erwähnt Recalde vor allem die Implementierung des geplanten Garantiefonds 2016. Es werden 121 Millionen Euro bereitgestellt, die den kleineren Unternehmen aus beiden Sektoren den Zugang zu Krediten erleichtern sollen. Schätzungsweise werden dadurch Bankdarlehen in Höhe von 700 Millionen abgerufen werden können. In diesem Zusammenhang ist ein umfassendes Programm zum Aufbau von Kapazitäten geplant, das sich vor allem an interessierte Banken und andere Vermittler dieser Darlehen richtet. Dieses Programm beinhaltet u.a. Trainings zu den Themen Kreditrisiko der Kultur- und Kreativwirtschaft, Besicherung von intellektuellen Urheberrechten etc. "Für 2015 wird eine unserer Hauptaufgaben sein, das Programm zu starten und möglichst viele Interessenten dafür zu gewinnen, sowohl Institutionen aus dem Finanzbereich als auch mögliche Antragsteller", so Recalde.
Ein weiterer Schwerpunkt des bereichsübergreifenden Teils von Creative Europe wird auf der Entwicklung von neuen kross-sektoralen Geschäfts- und Managementmodellen liegen, die auch innovative Wege zu Förderungen, Vertrieb und Finanzierungen beinhalten sollen.
Im Mai 2014 veröffentlichte die Kommission ein Strategiepapier zum Thema "Europäischer Film im digitalen Zeitalter", das die Wichtigkeit von Aufbau und Entwicklung neuer Zuschauerschichten und den dadurch wachsenden Bedarf an öffentlichen Fördermitteln für Projektentwicklung, Filmvertrieb und Promotion betonte. In diesem Zusammenhang wurde die Gründung eines "Europäischen Filmforums" angeregt, das herausfinden soll, welche Anpassungen an die neuen Herausforderungen notwendig sind, und das sowohl auf nationaler, regionaler und EU-Ebene. Lucia Recalde: "Mit dem "Europäischen Filmforum" möchten wir in einen Dialog mit dem gesamten Sektor treten und diskutieren, wie der europäische Film weiterhin sichtbar in Kino und TV bleibt, aber gleichzeitig auch die neuen Online-Vertriebsformen nutzen kann. Der Weg kann nur eine Reform der Finanzierung sein, öffentliche Gelder sollten sich wieder mehr auf Entwicklung und Vertrieb konzentrieren, und neue Möglichkeiten für mehr Privatfinanzierung sollten gefunden werden."
Laut Recalde hat MEDIA ein jährliches Budget von 100 Millionen Euro zur Verfügung, während nationale und regionale Förderungen in Europa ca. 2,1 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Sie hofft auf das Engagement der gesamten Branche sowie der Politik in den Mitgliedsstaaten, inklusive der National- und Regionalförderungen und zeigt sich optimistisch, dass diese der Einladung in das neue "Europäische Filmforum" folgen werden.
"Unser Ziel bis 2020 ist es weiterhin, europäische audiovisuelle Unternehmen und damit auch die europäische Wirtschaft stärker im Wachstum zu unterstützen. Und natürlich möchten wir in Zukunft noch mehr europäische Filme, TV-Serien, Spiele etc. einem europäischen Publikum präsentieren können, denn wir sind uns sicher alle einig: Filme leben erst in den Augen des Zuschauers."
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