Have a Look! Innovative deutsche Projekte in der neuen Promotion of European Works Online-Förderliste

  • T-Port bietet jungen Filmschaffenden die  Plattform, einem Fachpublikum ihre Kurzfilme zu präsentieren © T-Port

    T-Port bietet jungen Filmschaffenden die Plattform, einem Fachpublikum ihre Kurzfilme zu präsentieren © T-Port

Der Aufruf „Promotion of European Works Online” ist die Förderlinie des MEDIA-Programms, mit der internationale wie nationale Projekte unterstützt werden, die sich der Promotion europäischer audiovisueller Werke im Netz widmen. Europäische Streamingdienste, aber auch Unternehmen, die an Online-Tools oder Datenbanken arbeiten, können sich für innovative Vorhaben zur Verbreitung europäischer Filme und der Vergrößerung ihres Publikums in Europa fördern lassen. In den alljährlichen Förderlisten stehen nicht nur spannende neue Projekte, sie zeigen vielmehr auch, wie innovationsfähig die audiovisuelle Branche in Europa ist und was sie für ihre Zukunft unternimmt.

Auf dem Markt der VoD-Plattformen, der durch die Pandemie besonders wächst, wird es immer schwerer, Nischen zu finden, während die großen Player immer stärker werden. Netflix produziert immer mehr in europäischen Kontexten, Amazon ebenso und auch der MEDIA-geförderte Arthouse-Anbieter MUBI steigt verstärkt in die gesamteuropäische Produktions- und Verleihlandschaft ein. In diesem Gemengelage ist es besonders für kleinere VoD-Anbieter wichtig, neue Strategien zu entwicklen und ein Publikum über andere Wege für sich zu gewinnen. 

Wie das gehen kann, sieht man an filmfriend, das seit diesem Jahr MEDIA-gefördert ist. Das von Filmwerte betriebene Projekt ist eine flexible Video-on-Demand-Lösung für Bibliotheken. Statt in die Bibliothek zu gehen und sich dort DVDs auszuleihen, loggt man sich auf filmfriend.de oder auf dem Bibliotheksportal direkt mit dem Ausweis seiner jeweiligen Bibliothek ein und kann auf einen Streamingdienst zugreifen, der von deutschen Klassikern über anspruchsvollen Dokumentationen auch internationales Arthouse-Kino und Kinderserien anbietet. Eine Schnittstelle zwischen filmfriend und Bibliotheks-CRM erkennt, ob es sich um einen validen Bibliotheksnutzer handelt, verifiziert das Alter der Nutzer, so dass nur der Zugriff auf altersgemäße Filme und Serien möglich ist. Seit 2017 läuft filmfriend und gewinnt immer mehr öffentliche Bibliotheken und Hochschulbibliotheken hinzu.

Erneut gefördert als VoD-Plattform ist Kino on Demand. Statt sich als Konkurrent von Kinos zu positionieren, arbeitet das Projekt von Rushlake Media eng mit Programmkinos zusammen. Gleich beim ersten Leih eines Films werden Nutzer*innen mit einem Gutschein für Kinos in ihrer Nähe belohnt. Nach jedem geliehenen fünften Film bieten neue Gutscheine Anreiz für Ins-Kino-Gehen wie fürs Streaming. Kino on Demand bietet aktuelle Filme, die nicht mehr im Kino gezeigt werden, aber auch Klassiker, Lieblingsfilme oder Werkschauen großer Regisseure. Initiiert wurde "Kino in Demand" von Philipp Hoffmann zusammen mit der Bonner Kinomacherin Sigrid Limprecht. 2014 wurde es beim Workshop der Creative Europe Desks auf der Filmkunstmesse in Leipzig vorgestellt.

Die B2B-Plattform T-Port ist Markt und Streamingdienst in einem. Die gemeinnützige Initiative zielt auf die Förderung aufstrebender Talente und die Erleichterung des Vertriebs von Kurzfilmen innerhalb der professionellen Filmindustrie. Unabhängige Filmemacher*innen und Studierende können ihre Kurzfilme auf T-Port hochladen, wo sie Festivalprogrammierer*innen, Sales Agents, VoD-Dienste und Verleihe abrufen können. Diese können die Filme online ansehen und anschließend direkt mit den Rechteinhaber*innen Kontakt aufnehmen. T-Port verfügt über ein umfangreiches paneuropäisches Netzwerk von 22 führenden Organisationen, darunter Filmfestivals und -märkte, Online-VoD-Plattformen, Sales Agents, Produzent*innen, Agenturen und Filmschulen. T-Port möchte so, die Kluft zwischen jungen Fachleuten und der profesionellen Industrie zu überbrücken. 

Eine innovative Positionierung auf dem Markt gelingt auch dem Cinemarket, die erste und einzige europäische B2B-Vertriebs-Plattform, die blockchain-basiert die Einhaltung der Rechtekette für die europäische Filmindustrie sichert. Erklärtes Ziel ist es, die digitale Verbreitung europäischer Werke über das Internet zu erleichtern. "Warum sind die Content-Creators im Vertriebsprozess immer diejenigen, die am wenigsten Kontrolle über ihre Arbeit haben?" fragt man sich auf der Website des Unternehmens und beantwortet die Frage auch gleich selbst: "Meistens, weil jeder Bereich der Branche ein anderes Ziel verfolgt. Bei Cinemarket wollen wir uns auf die Content-Anbieter - Filmemacher*innen und Produzent*innen - konzentrieren, um das erste nachhaltige Filmökosystem zu schaffen." Cinemarket baut eine End-to-End-Lösung für alle Film- und Fernsehmacher*innen, Käufer sowie Verkäufer, auf. Die Plattform hat in punkto Rechten, Content, Zahlungen oder Netzwerke bei der Branche recherchiert, was sie für die Zukunft der Filmtechnik braucht und will. Ob es um das Hochladen und Tracking von Rechten, Inhalten, Zahlungen oder Vernetzung geht, Cinemarket hat direkt bei der Branche gefragt, was sie für die Zukunft der Filmtechnik braucht und will.

Last but not least zum ersten Mal auf der Förderliste ist das seit 1996 existierende Branchennetzwerk Crew United. Crew United versammelt Informationen über Filme, Fernsehserien, Video und Werbeproduktionen und vernetzt Medienschaffende aller Positionen. User*innen können ihre eigenen Projekte eintragen, die von einer Redaktion geprüft werden. Die Plattform bietet aber nicht nur ein verlässliches Recherche- und Informationstool für Firmen, Medienschaffende und deren Projekte, sondern auch einen großen Jobmarkt, über den User*innen ihre Angebote veröffentlichen können. Während die Plattform auch schon nach Frankreich expandierte, plant Crew United derzeit die Ausweitung auf die audiovisuellen Branchen in Spanien, Polen und Rumänien - ein erster Schritt hin zu einem „europäischen IMDb“. 

Zur ganzen Förderliste von 2020 geht es hier.