Im Dezember bringt das europäische Kino wieder ein faszinierendes Programm auf die Leinwände – politisch, vielseitig und cineastisch packend. Wer sich nach den festlichen Feiertagen nach einem Ausbruch von der Weihnachtscouch sehnt, ist hier genau richtig. Mit Filmen wie „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ von Mohammad Rasoulof zeigt sich das Kino von seiner politischen Seite. Doch auch frische, neue Stimmen kommen zu Wort: So feierte Agathe Riedinger mit ihrem Debütfilm „Wilder Diamant“ dieses Jahr die Eröffnung der Filmfestspiele in Cannes und Payal Kapadia war mit ihrem Spielfilmdebut “All We Imagine as Light” die erste indische Regisseurin im Wettbewerb an der Croisette.
Für die ganze Familie gibt es mit den „Heinzels“ eine charmante und moderne Neuinterpretation der beliebten Kölner Heinzelmännchen – ein Filmspaß, der garantiert unter den Weihnachtsbaum gehört.
Bei den 77. Filmfestspielen von Cannes wurde “Die Saat des heiligen Feigenbaums” (26.12.) mit minutenlangen Standing Ovations bedacht, von der Presse international gefeiert und mit dem Spezialpreis der Jury sowie vier weiteren Preisen ausgezeichnet. Der majoritär von Rasoulofs Hamburger Firma Run Way Pictures hergestellte Film ist Deutschlands Oscarbeitrag in der Kategorie „Bester internationaler Film”. MEDIA hat den Film jüngst mit einer “Films on the Move” Förderung unterstützt, mit deren Hilfe das Drama nun in zahlreichen Ländern in ganz Europa in die Kinos kommt.
Mohammad Rasoulof liefert eine zornige und unverblümte Abrechnung mit dem Unrechtsregime im Iran, erzählt als brillanter, atemloser Politthriller und erfüllt mit authentischen Bildern der Proteste im Herbst 2022, die das Land in seinen Grundfesten erschütterten. Es ist ein unter schwierigen Umständen entstandener, geheim im Iran gedrehter Film, dessen Wirkkraft so groß ist, dass sich Rasoulof noch kurz vor der Weltpremiere im Wettbewerb von Cannes gezwungen sah, sein Heimatland zu verlassen.
Liane träumt davon, als Influencerin groß rauszukommen. Einfach ist das nicht. Also schlägt sie sich mit Diebstählen durch. Die 19-Jährige ist besessen von Schönheit und sieht darin den Ausweg aus einem wenig glamourösen Leben. Brust und Lippen hat sie bereits machen lassen. Nun könnte der Durchbruch kommen: Sie hat die Chance, bei der nächsten Staffel einer Reality-TV-Show dabei zu sein… Mit " Wilder Diamant” (12.12.) liefert Agathe Riedinger ein bemerkenswertes Spielfilmdebüt, das den diesjährigen Wettbewerb der 77. Filmfestspiele von Cannes eröffnete. In ihrem ersten Langfilm widmet sie sich den komplexen Facetten des Reality-TV – ein oft missachtetes Spiegelbild der Gesellschaft. Sie ist fasziniert von diesen täglichen Sendungen und den Social-Media-Profilen ihrer Teilnehmer, aber ebenso beunruhigt über die Werte, für die sie oft einstehen, wie Gewalt und die Hypersexualisierung von Frauen.
Eine misslungene Abiturprüfung wird zum landesweiten Skandal? Wenn es der rechtspopulistischen Regierung hilft, kann alles instrumentalisiert werden und rechte Politik hat Konjunktur, in Europa und weltweit. Das Bissige Abbild eines gesellschaftlich gespaltenen Ungarns und ein Lehrstück über den stetig wachsenden Populismus in Europa ist “Eine Erklärung für alles” (19.12.) von Gábor Reisz.
Um ein Baby mit Down-Syndrom, das zur Adoption freigegeben ist, und den Kampf des homosexuellen Luca um das Kind, der sich eine Familie wünscht, geht es in “Born for You” (5.12.) von Fabio Mollo. Basierend auf einer wahren Geschichte erzählt die Verfilmung des gleichnamigen italienischen Bestsellers eine Geschichte von Verzweiflung und Hoffnung im Kampf für Gleichberechtigung und gesellschaftliche Toleranz.
Rapid Eye Movies bringt ebenfalls am 19.12. Das Spielfilmdebut “All We Imagine as Light” von Payal Kapadia ins Kino, der im Wettbewerb des Cannes Filmfestival mit dem “Großen Preis der Jury” ausgezeichnet wurde. Mit großer Eindringlichkeit und Sensibilität begleitet die indische Regisseurin Payal Kapadia ihre Protagonistinnen durch den Alltag und liefert so ein wahrhaftiges,poetisches und betörendes Porträt des Lebens von Frau en im Zwiespalt zwischen dem Streben nach Autonomie, selbstbestimmter Liebe und den Fesseln der Tradition imheutigen Indien. Payal Kapadia ist die erste indische Regisseurin, die in den Wettbewerb von Cannes eingeladen wurde. Der Film wurde von MEDIA im Bereich "International Co-Production Funds" unterstützt.
Und wer es heiterer mag, dem sei “Die Heinzels – Neue Mützen, neue Mission” (24.12.) empfohlen. Inspiriert von der Kölner Heinzelmännchen-Sage kreierte Regisseurin Ute von Münchow-Pohl bereits 2020 mit DIE HEINZELS – RÜCKKEHR DER HEINZELMÄNNCHEN einen Boxofficehit für Groß und Klein, der jetzt endlich seine Fortsetzung erlebt. Wenn das mutige Heinzelmädchen Helvi ein Abenteuer wittert, kann sie nichts und niemand aufhalten. Weder die grantige Vendla, Anführerin der Heinzels, noch drohender Stubenarrest können sie daran hindern, ihre neugierige Nase in die Menschenwelt zu stecken. Als sie bei einem ihrer Ausflüge auf ihr unbekannte Heinzels trifft, ist Helvi total aus dem Häuschen.
5.12. Born for You, Regie: Fabio Mollo, Cinemien
12.12. Wilder Diamant, Wild Bunch Germany
19.12. All We Imagine as Light, Regie: Payal Kapadia, Rapid Eye Movies
19.12. Eine Erklärung für alles, Regie: Gábor Reisz, Grandfilm
24.12.Die Heinzels – Neue Mützen, neue Mission, Regie: Ute von Münchow-Pohl, Tobis
26.12. Die Saat des heiligen Feigenbaums, Regie: Mohammad Rasoulof, Alamode
Permalink: https://creative-europe-desk.de/artikel/news/politisch-vielfaeltig-und-zauberhaft