Zum Wohle des Produzenten

Mut zu i2i: MEDIAs Finanzierungsförderung

Finanzierungskosten kommen früher oder später auf jede Produktion zu. 5.000 bis 50.000 Euro kann ein Produzent von MEDIA als Zuschuss auf Kosten, die für Versicherungen, Zinsen und Completion Bond anfallen, bekommen. Die Förderung ist nicht rückzahlbar, die Vergabe der Mittel erfolgt nach einem Punktesystem, ist von daher sehr gut kalkulierbar und kann die Cash-Flow-Situation des Produzenten entspannen. Jedoch reagieren die deutschen Produzenten immer noch etwas zögerlich auf diese Möglichkeit, sich den Zugang zu externen Finanzierungsquellen zu erleichtern. Wichtige Vorraussetzungen sind lediglich, dass die beantragende Produktionsfirma eine laufende Paketförderung von MEDIA hat oder die Finanzierung des Projekts mit einer EIB-Partnerbank abgewickelt wird. Ein mit Slate-Mitteln entwickeltes Projekt erhält zehn Punkte im Rahmen der MEDIA i2i-Förderung – fast die halbe Miete für eine Förderzusage. Geht man davon aus, dass im letzten Jahr 11 deutsch Projekte in der Vergaberunde für eine Slate-Förderung ausgewählt

wurden, befinden sich mindestens 33 Projekte in der Entwicklung, deren Finanzierungskosten - theoretisch - durch MEDIA halbiert werden könnten. Falsches Timing Da es sich um eine Finanzierungsförderung handelt, die erst sehr kurz vor oder bereits nach Drehbeginn beantragt werden kann, besteht das Problem der Darstellung im Budget gegenüber den nationalen Förderungen. Die Finanzierung muss bei Drehbeginn geschlossen sein, daher kann i2i nicht Teil des Finanzierungsplans sein. Konkret heißt das, dass der Produzent in die absurde Situation der Überfinanzierung kommt, wenn die Förderzusage nach Schließung der Finanzierung erfolgt. Die umgekehrte Möglichkeit, i2i ins Budget zu integrieren, birgt die Gefahr, ohne geschlossene Finanzierung in Produktion gegangen zu sein, falls die Zusage nicht erfolgt. Die späte Zusage aus Brüssel bedeutet unter Umständen ein Dilemma für die Produzenten, und kann eventuell eine zusätzliche Kalkulation erfordern oder im schlechtesten Fall gar eine Rückzahlung eines Teils der nationalen Fördergelder bedeuten. Nun soll eine Förderung aber zum Wohle des Produzenten sein und das Produzentendasein erleichtern. So ist auf jeden Fall i2i gedacht, und dieser Meinung schließen sich auch die nationalen Förderer an. Aus nationaler Sicht Der gängige Weg zur Darstellung der ausstehenden Förderung besteht in der Erhöhung der Eigenmittel. Im Bemühen um eine zufrieden stellende Lösung dieses Dilemmas entwerfen die nationalen Förderer Vertragzusätze, die der speziellen Problematik mit der i2i-Förderung Rechnung tragen sollen. So kann es beispielsweise heißen: „Sollte eine MEDIA i2i-Förderung der Finanzierungskosten gewährt werden, so wird diese bei der Schlussprüfung berücksichtigt.“ Von anderer Seite lautet der Vorschlag: „Bei positiver Entscheidung reduziert die i2i-Förderung die Eigenmittel entsprechend.“ Wichtig ist und bleibt jedoch, dass der Produzentenanteil nicht unter die vom jeweiligen Förderer verlangte Mindestgrenze sinkt. Eine Konkretisierung der Lösungsvariante ist für die nächste Förderrunde angedacht, und dies sicher mit Blick auf die positive Berücksichtigung der Interessen der Förderempfänger. Blick nach nebenan Unter den Produzenten aus unseren europäischen Nachbarländern, scheint eine i2i-Problematik nicht zu existieren. Gerade für kleine, schwer zu finanzierende Filme, wie „Pour aller au ciel il faut mourir“ von Jamshed Usmonov oder „Khadak“ von Peter Brosens und Jessica Hope Woodworth wurde i2i genutzt, um die Finanzierungslücken zu schließen. In Frankreich besteht keine Notwendigkeit, die Finanzierung bei Drehbeginn geschlossen zu haben, ebenso verlangt das CNC keine Eigenmittel des Produzenten als Bedingung für die Vergabe von öffentlichen Geldern. Es würden wohl nur 50% der französischen Filme gedreht werden, wenn diese Voraussetzungen erfüllt sein müssten. Dennoch sollten deutsche Produzenten sich ermutigt fühlen, in Zukunft mehr Gebrauch von der sinnvollen Finanzierungsspritze i2i aus Brüssel zu machen. Wichtig ist eine frühe Kommunikation der Finanzierungsvorhaben, dann werden die nationalen Förderer sicherlich eine Lücke im System finden, die eine reibungslose Integration der „späten“ Brüsseler Gelder in das Produktionsbudget erlauben. Christiane Siemen