EURODOC bietet ein intensives Workshop Programm für die kreative Dokumentarfilmproduktion und ein aktives Netzwerk mit mehr als 1.600 Mitgliedern aus 70 Ländern weltweit. Von März bis Oktober können Produzent:innen oder Regisseur:innen mit einem Dokumentarfilmprojekt in Entwicklung mit starkem internationalem Potenzial an ihrem Projekt arbeiten. Interessierte können sich bis zum 24. November bewerben. Annika Mayer, Film Editorin, Produzentin und Regisseurin bei Majmun Films, hat im vergangenen Jahr an dem Workshop teilgenommen und berichtet von ihren Erfahrungen.
Creative Europe Desk Hamburg: Was ist Ihr wichtigstes „learning“ aus dem Workshop?
Annika Mayer: Mein wichtigstes Learning aus dem Eurodoc Workshop war die umfassende Klärung inhaltlicher und rechtlicher Fragen, die im Zusammenhang mit internationalen Koproduktionen auftreten. Durch den strukturierten Aufbau des Workshops – der eine Mischung aus Fachvorträgen, Fallstudien und interaktiven Gruppenarbeiten bot – konnte ich ein tiefes Verständnis für die komplexen Anforderungen und Abläufe in der internationalen Koproduktion entwickeln.
CED HH: Wie hat die Arbeit im Workshop Ihr Projekt vorangebracht und was nehmen Sie persönlich mit?
Das Projekt „The Gods Must Be Mistaken“ (Regie: Jakob Krese) hat sowohl inhaltlich als auch produktionell erheblich von der Teilnahme an Eurodoc profitiert.
Im Film geht es um eine jugoslawische Familie, die auf auf mehr als ein halbes Jahrhundert des Aufbruchs, der Hoffnung, der Zerstörung und des Neubeginns zurückblickt. Es ist ein Dialog über fehlende Götter, ein Ende, das es nicht gibt, und den Preis, den man dafür zahlen muss, niemals aufzugeben.
Im ersten Teil des Workshops wurden inhaltliche Schwachstellen des Projekts analysiert und wichtige Fragen zur Weiterentwicklung gestellt. Der zweite Teil konzentrierte sich auf finanzielle Aspekte wie das Budget und den Recoupment Plan. Im dritten Teil fanden intensive, 40-minütige One-on-One-Meetings mit Branchenexpert*innen statt, die sich im Vorfeld eingehend mit dem Projekt auseinandergesetzt hatten. Diese Expert*innen gaben wertvolle Rückmeldungen, was nicht nur zur Weiterentwicklung des Projekts beitrug, sondern auch zu mehr Sichtbarkeit.
Besonders wertvoll war für mich das Lernen von Kolleg*innen, vor allem in Bezug auf Konfliktmanagement und den praktischen Umgang mit Herausforderungen in der Produktionsarbeit. Die gegenseitige Unterstützung innerhalb der Gruppe schuf ein Umfeld, in dem wir uns offen austauschen und voneinander lernen konnten. Dadurch entstanden nicht nur wertvolle neue Perspektiven, sondern auch potenzielle Partnerschaften für zukünftige Projekte. Die Möglichkeit, hier direkte Koproduktionspartner*innen für kommende Vorhaben zu finden, ist für meine Arbeit und persönliche Weiterentwicklung im Bereich der Dokumentarfilmproduktion besonders bereichernd.
Wem würden Sie das Training empfehlen?
Ich würde dieses Training besonders Produzent*innen empfehlen, die sich für internationale und europäische Koproduktionen interessieren und ihre Kenntnisse in Bezug auf rechtliche, finanzielle und organisatorische Aspekte erweitern möchten. Der Workshop bietet eine ideale Plattform, um tief in die Welt der internationalen Koproduktion einzutauchen, praxisnahe Einblicke zu gewinnen und wertvolle Kontakte zu knüpfen. Gerade für Produzent*innen, die ihre Projekte auf europäischer Ebene verwirklichen möchten, ist dieses Training eine sehr gute Gelegenheit, um das notwendige Wissen und Netzwerk zu erlangen.
Ein herausfordernder Aspekt für mich war jedoch die Finanzierung des Workshops. Leider wurde das Programm von keiner Institution – weder von der regionalen Filmförderungen noch anderen relevanten Filmorganisationen – finanziell unterstützt. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, in denen Teilnehmende oft Förderungen für solche Weiterbildungsmaßnahmen erhalten, war es hier schwierig, die Kosten allein zu tragen. Dies könnte für viele interessierte Produzent*innen eine Hürde darstellen, obwohl der Workshop fachlich und inhaltlich von unschätzbarem Wert ist.
Vielen Dank liebe Annika Mayer!
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