Visuell berauschend, lehrreich und mit einer besonderen Note und Tiefe

Das europäische Kino mit MEDIA im September

  • "Treasure - Familie ist ein fremdes Land" von Julia von Heinz (c) Lukasz Bak, Alamode

Es ist die bislang ambitionierteste Arbeit von Julia von Heinz, mit internationalem Cast und internationaler Finanzierung. In „Treasure – Familie ist ein fremdes Land“ (12.9.) brillieren Lena Dunham und der gefeierte britische Schauspieler Stephen Fry in den Hauptrollen. Bezauberndes Arthouse-Kino bietet Laura Luchetti mit ihrer gefeierten Verfilmung von Cesare Paveses Bestseller „Der schöne Sommer“, die auf dem Locarno Film Festival ihre Weltpremiere feierte. Doch auch zwei bemerkenswerte Dokumentarfilme sind im September am Start, denen der Ruf vorauseilt, visuell berauschend zu sein, fruchtig, lehrreich und mit einer besonderen Note und Tiefe.

„Treasure“ von Julia von Heinz
Kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs reist die New Yorker Musik-Journalistin Ruth Rothwax (Lena Dunham) in Begleitung ihres Vaters Edek (Stephen Fry) nach Polen, um dem Vermächtnis ihrer jüdischen Familie auf den Grund zu gehen. Für Edek, einen Holocaust-Überlebenden, ist es die erste Reise zurück zu den Orten seiner Kindheit. Während Ruth entschlossen ist, die Traumata ihrer Eltern besser zu verstehen, will der stets vergnügte Edek die Vergangenheit ruhen lassen. So sabotiert er Ruths Pläne und sorgt dabei für mehr als nur eine unfreiwillig komische Situation. In dieser erlebnisreichen Woche decken die beiden alte Familiengeheimnisse auf. Aus ihrer brüchigen Beziehung wächst Liebe und tiefes Verständnis.
„Ich denke, dass es uns gelungen ist, eine Geschichte über den Holocaust auf eine Weise zu erzählen, die neue Emotionen zulässt und tatsächlich alle Menschen betrifft und ansprechen kann. Es ist im Kern eine universale Familiengeschichte,” sagt Julia von Heinz über ihren Film. Die Produktion wurde von MEDIA in der Entwicklung gefördert. Produzent ist Fabian Gasmia von Seven Elephants. 

„Das Flüstern der Felder“ von DK und Hugh Welchman
Nach dem Publikumserfolg mit „Loving Vincent“, der an den Kinokassen 43 Millionen US-Dollar einspielte, hat das Regie-Duo DK und Hugh Welchman mithilfe von über 100 Künstler:innen erneut ein visuell berauschendes Meisterwerk aus unzähligen handgemalten Ölbildern erschaffen. Der Film basiert auf dem mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichneten Roman „Die Bauern“ von Władysław Reymont, der entlang der Jahreszeiten die Geschichte einer jungen Frau erzählt, die nicht bereit ist, sich einem ungerechten System zu fügen.
Polen im späten 19. Jahrhundert. Die junge Jagna lebt in einem Dorf, das geprägt ist von Klatsch und Tratsch, vom Wandel der Jahreszeiten, von bunten Traditionen – und von einem tief verwurzelten Patriarchat. Jagna wird dem mächtigsten Bauern im Dorf versprochen, doch eigentlich liebt sie dessen Sohn, den rebellischen Antek. Als sie zum Spielball der Männer wird, lehnt sich Jagna auf und nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand.

„Der schöne Sommer“ von Laura Luchetti
Turin, 1938. Für Ginia, die gerade vom Land in die Stadt gezogen ist, scheint die Zukunft unendlich viele Möglichkeiten zu bieten. Wie alle Mädchen in ihrem Alter will sie sich verlieben und beginnt eine Beziehung mit einem jungen Maler, bis sie die wunderschöne Amelia (Deva Cassel) kennenlernt. Amelia führt Ginia in die Künstlerkreise der Turiner Bohème und die beiden kommen sich näher.
Hin- und hergerissen zwischen Pflichtgefühl und der Entdeckung eines Begehrens, das sie verwirrt, wird Ginia von ihren Gefühlen für Amelia überwältigt. Während ihres „schönen Sommers“ gibt sie sich endlich ihren Gefühlen hin und findet den Mut, sie selbst zu sein.
Die Bestseller-Verfilmung nach dem gefeierten Roman von Cesare Pavese hatte ihre Weltpremiere auf dem Locarno Film Festival und ist ab 19. September 2024 endlich auch in den deutschen Kinos zu sehen.

„Land der tausend Weine“ José Luis López-Linares
Der Kulturhistoriker und Regisseurs José Luis López-Linares erzählt in „Land der tausend Weine“ von einer Gegend, in der die Menschen seit dem Römischen Reich im Einklang mit der Natur und inmitten ihrer Weinberge leben. Zwischen liebevoll aufrechterhaltenen Handwerkstraditionen und wahrer Weinkennerschaft entsteht eine universelle Kulturgeschichte über eine einmalige Genusskultur.

„Favoriten“ von Ruth Beckermann
Einer ganz anderen und sehr gegenwärtigen Spur folgt Ruth Beckermann in ihrem Film neuen Film „Favoriten“. Über drei Jahre hat die österreichische Dokumentarfilmerin und Autorin eine Schulklasse mit Kindern im Alter von sieben bis zehn Jahren und ihre engagierte Lehrerin im Wiener Bezirk Favoriten begleitet. Der Film zeichnet ein erstaunlich heiteres Porträt einer Gemeinschaft, das zeigt, wie die Zukunft unserer Gesellschaft auch im Klassenzimmer einer Grundschule ausgehandelt wird.
Ein Dokumentarfilm, wie er sinnlicher nicht sein könnte und der uns eine zweitausendjährige Geschichte in einem einzigen Schluck Wein nachschmecken lässt.

Die Filme im Überblick