"Die Animationsbranche erlebt einen Boom: Seit Beginn dieses Jahrhunderts wurden 100 europäische Animationsserien weltweit in über 100 Länder verkauft, die Besucherzahlen sind linear wie auf digitalen Plattformen gestiegen." Zum Auftakt der Animation Conference in Hamburg am 19. Juni inspirierte Christian Davin, Präsident der MEDIA unterstützten Initiative Cartoon, das Publikum mit seiner Keynote zum Animationsstandort Europa.
Einführend betonte er die guten Gründe für eine Investition in Kinderprogramme. Diese hätten eine lange Auswertungsspanne, verkauften sich weltweit und dank der digitalen Plattformen gibt es keine Begrenzungen mehr bei der Verfügbarkeit. Hierin liege die Chance für das Wachstum europäischer Kreativität im Animationsbereich.
Diese Entwicklung hat ebenfalls zum starken Anwachsen von TV-Kanälen für Kinder geführt. Diese gab es 1990 noch gar nicht, dann stiegen sie bis 2000 auf 275 europaweit an und heute gibt es europaweit 329 Kindersender. Kinder machen ein Drittel der digitalen Zuschauer aus, und sie bleiben ihren Programmen treu.
Heute sollte es, so Davin, Priorität für Europa sein, eine eigene OTT/SVOD Plattform zu entwickeln, dessen Grundlage in der baldigen Bündelung aller europäischen Möglichkeiten besteht. Sollte es gelingen, die Kapazität extrem zu erhöhen, Content für die nächste Kids Generation zu produzieren, wird es nur eine Frage der Zeit sein, ein europäisches "Euroflix" aufzubauen.
Im Anschluss an die Keynote diskutierten Vertreter der deutschen Animationsbranche mit Christian Davin über die nötigen Maßnahmen, um Deutschland wieder zu einem der führenden Produktionsländer für animierte TV-Serien zu machen, wie es in den 80ern der Fall war. (Grundlage waren die Finanzierungsbedingungen in Frankreich.)
Im Rahmen der Konferenz wurden außerdem mehrere MEDIA geförderte Animationsprojekte aus Hamburg präsentiert: Ulysses Filmproduktion zeigte die Entwicklung ihrer Serie zu "Luis und die Freunde" sowie den Stand der Dinge des Films "Bayala", während Brave New Work ihren fast fertigen animierten Dokumentarfilm "Kleine Germanen" vorstellen konnten. Wunderwerk steckt mitten in der Entwicklung der 52-teiligen Pre-School-Serie "Lieselotte" und zeigten erste Moods und Ideen für die Umsetzung der Kinderbücher in einen TV Stoff.
Ein Animaton Plan für Europa
Auf Betreiben von Lucia Recalde, Leiterin des MEDIA Programms bei der EU-Kommission, wurde in zahlreichen Workshops das Wachstumspotential der europäischen Animationsbranche diskutiert. Daraus ist der ANIMATION PLAN entstanden, eine Leitlinie, um die europäische Animation weltweit führend zu machen. Dafür sollen mehr Gelder in Marketing und den internationalen Vertrieb fließen. Der Plan sieht folgende Maßnahmen vor:
- Fortführung von unterstützenden EU-Regularien: seit Einführung der directive 2010, die Sendern 50% europäischen Programmanteil vorschreibt, ist die TV Serienproduktion gestiegen.
- Neuplanung und Erhöhung europäischer Förderung: Die Neubestimmung z.B. von TV Programming wird auf europäische Koproduktionen abzielen, die auf europäischem Boden entstehen.
- Verbesserung des Vertriebs von Serien: Um den internationalen Vertrieb von animierten Serien zu erleichtern, soll stärker in lokale Sprachfassungen investiert werden. Auch digitale Plattformen fordern bei ihrer Akquisition den Zugang zu mehreren Sprachfassungen.
- Spezielle Maßnahmen, die auf digitale Abspielstätten abzielen: Unterstützung der Produzenten und Verleiher bei der Entwicklung digitaler Strategien, um das gesamte online Umfeld zu erreichen/erfassen.
Der Animation Plan zielt auf Promotion und Marketing Strategien für ein Branding europäischer Inhalte, das für eine bessere Sichtbarkeit sorgen und einen höheren Ticketverkauf bewirken soll. Solche Strategien könnten zum Beispiel neben der Erstellung von Postern und Fotos auch die Produktion von Animationen sein, um eine online Audience/Zuschauergruppe aufzubauen. Ebenso sollte über eine europaweite gemeinsame Herausbringung nachgedacht werden, um das Marketingpotential zu erhöhen.
Der Animation Plan hier zum Download
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