Die neuen Richtlinien für Projektentwicklung werden im Herbst veröffentlicht. Der Creative Europe Desk NRW hat Virve Indren, Leiterin des Bereichs Development bei Creative Europe MEDIA in Brüssel, auf der gamescom getroffen und mit ihr über die letzten und die kommenden Förderaufrufe gesprochen.
CED: Was halten Sie von der diesjährigen gamescom?
Virve Indren: Es ist wie immer sehr beeindruckend. Besonders wenn man sieht, wie viele Leute draußen Schlange stehen. Leider hatte ich keine Zeit, über die Messe zu gehen, da es für uns vorrangig darum ging, unsere Antragsteller zu treffen. Aber irgendwann komme ich inkognito und werde dann nur spielen.
CED: Was können Sie zur letzten Förderrunde für Spieleentwicklung sagen?
Virve Indren: Mit 30 Prozent hatten wir immer noch eine hohe Rate an nicht antragsberechtigten Einreichungen. Das ist schon besser als in den Vorjahren, aber es besteht nach wie vor das Problem, dass viele Firmen die Antragvoraussetzungen nicht erfüllen oder statt narrativer Spiele andere Genres einreichen, die wir leider nicht berücksichtigen können.
CED: Was raten Sie zukünftigen Antragstellern?
Virve Indren: Die Antragsteller sollten genügend detaillierte Informationen zu ihrem Projekt liefern. Natürlich handelt es sich um eine Entwicklungsförderung, aber die Firma sollte in der Lage sein, ihre Visionen und ihre Strategien zu präsentieren. Man darf nicht vergessen, dass es sich um einen Wettbewerb handelt - gegen Drei von Vieren muss man sich durchsetzen, um ausgewählt zu werden.
CED: Wann erscheint der neue Aufruf, und wird sich an den Regularien für 2017 etwas ändern?
Virve Indren: Die neuen Richtlinien für Games werden im November veröffentlicht, mit einem Einreichschluss Anfang März 2017. Inhaltlich werden sich die Förderkriterien nicht ändern.
CED: Wann kann man die Entwicklungsförderung für Kino, TV und digitale Plattformen erneut beantragen? Wird es bei diesen Förderungen Änderungen geben?
Virve Indren: Der Aufruf für Einzelprojektförderung wird im September veröffentlicht, und es wird zwei Einreichtermine geben, einen im November 2016 und einen im April 2017. In den Richtlinien haben sich die Anforderungen für das benötigte Referenzprojekt geändert. Die antragstellende Firma muss das Projekt innerhalb der letzten fünf Jahre produziert haben, und es muss innerhalb der letzten zwei Jahre international, d.h. in mindestens einem Land außerhalb des Ursprungslandes, ausgewertet worden sein. Außerdem gibt es nur noch fünf automatische Zusatzpunkte für Kinderfilme, Animationsfilme sind davon ausgenommen.
CED: Und wie sieht es bei der Entwicklungsförderung für Projektpakete aus?
Virve Indren: Der Aufruf für Projektpakete wird im Oktober veröffentlicht, Einreichschluss ist Anfang Februar 2017. Die Richtlinien bleiben wie gehabt, es gibt jedoch eine Neuerung: Antragsteller können zusätzlich zu den drei bis fünf Projekten Förderung für die Produktion eines Kurzfilms beantragen. Dafür gibt es bis zu 10.000 Euro, die maximal 80 Prozent des Budgets ausmachen können. Damit will man den Firmen ermöglichen, mit Nachwuchstalenten zusammenzuarbeiten und diese zu unterstützen. Der Antrag wird aber nach wie vor auf der Basis der eingereichten Langfilmprojekte bewertet.
CED: Haben Sie besondere Anmerkungen zu Einreichungen aus Deutschland?
Virve Indren: Bei den Games-Anträgen fehlen oft Informationen über das Outsourcing der Firmen. Die Antragsteller sollten erklären, welche Aufgaben sie selbst übernehmen können und welche sie an wen auslagern, um im Bereich der Entwicklungsstrategie und der Qualität des Teams zu punkten.
Dasselbe gilt für die anderen Entwicklungsförderungen: Wenn eine Firma Koproduktionspartner hat, sollte sie ihre Rolle und ihre Verantwortlichkeiten für das Projekt erklären.
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