Moving Docs veröffentlicht Bericht über das Publikum für Dokumentarfilme in Europa

Ergebnisse zeigen einen Bedarf an mehr Dokumentarfilmen zu Themen, die junge Menschen interessieren, und an der verstärkten Verfügbarkeit dieser Inhalte in Kinos außerhalb bekannter Ballungszentren.

  • Der mit dem Deutschen Filmpreis 2018 ausgezeichnete Dokumentarfilm „Beuys“ von Andres Veiel wurde von MEDIA Development und Distribution Automatic gefördert. © Zero One Film, Ute Klophaus

    Der mit dem Deutschen Filmpreis 2018 ausgezeichnete Dokumentarfilm „Beuys“ von Andres Veiel wurde von MEDIA Development und Distribution Automatic gefördert. © Zero One Film, Ute Klophaus

Im Jahr 2019 führte Moving Docs mit Unterstützung des Creative Europe-Programms eine Online-Umfrage mit Dokumentarfilm-Publika in ganz Europa durch. Die von Dr. Huw D. Jones (University of Southampton, UK) verfasste und im Juli 2020 veröffentlichte Umfrage wollte herausfinden, wer in Europa eigentlich Dokumentarfilme guckt, welche Wirkung sie auf die Zuschauer*innen haben und wie sich das Publikum vergrößern lässt.

Zu den interessanten Schlussfolgerungen der Umfrage gehört zum Beispiel, dass insbesondere junge Menschen am ehesten von politischen und sozialen Fragestellungen im Dokumentarfilm berührt werden und ihren Lebensstil und Verhalten nach besonders eindrücklichen Dokumentarfilmen auch anpassen. Dabei stellte sich heraus, dass die in diesem Aspekt wirkungsvollsten Filme diejenigen waren, die außergewöhnliche Individuen (z.B. "Das Salz der Erde"), die Ausbeutung von Tieren (z.B. "Earthlings"), Krieg oder Genozid (z.B. "The Act of Killing") oder Künstler*innen (z.B. "Searching for Sugarman") behandeln.

Dennoch schauen sich junge Menschen immer noch weniger Dokumentarfilme an als ältere Menschen, insbesondere im Kino. Immer noch schauen 16-24-Jährige sechsmal häufiger Spielfilme im Kino als Dokumentarfilme. Laut eigener Aussage käme für die Hälfte der Befragten ein Besuch im Kino für Dokumentarfilme erst dann in Frage, wenn sie Themen behandeln würden, die sie auch interessieren. Ungeachtet der Nationalität, Alter, Geschlecht, Wohnort, Bildungsgrad, Einkommen oder Job gaben sogar 97 % der befragten Personen an, dass sie schon mal von Dokumentarfilmen berührt wurden. mehr als 60 % sagten, dass ein Dokumentarfilm ihr Verständnis der Welt oder des behandelten Themas verbessert hat, während 50 % behaupteten, dass Dokumentationen sie ermutigt haben, sich mehr mit einem spezifischen Thema auseinanderzusetzen. Was den Rundfunk betrifft, so zeigt diese Publikation, dass VoD die beliebteste Plattform für Dokumentarfilme ist, noch vor dem Fernsehen. Filmfestivals, Kinos und Sondervorführungen belegen nur die Plätze 3, 4 und 5.

Zur ganzen Studie geht es hier.