Die Europäische Kommission hat jüngst eine Studie zum Thema Zusammenarbeit von Filmfestivals veröffentlicht. Auf Grundlage einer qualitativen Analyse enthält der Bericht zahlreiche Empfehlungen, wie Filmfestivals in Europa ihre Kooperation verbessern können, um Ressourcen zu sparen. Hintergrund ist die zukünftige Ausrichtung der Festival Förderung von MEDIA.
Die Empfehlungen beinhalten u.a. die Erstellung einer Datenbank von EU-Filmen, die auch festival-relevante Informationen enthält, die Durchführung einer detaillierten Marktanalyse der europäischen Filmfestivals sowie den Aufbau einer Service-Organisation für den Austausch von Wissen, für Innovation und Vernetzung für europäische Festivals nach dem Vorbild Europa Cinemas.
Dieses Netzwerk kann Basis und Unterstützung für Filmfestivals sein und darüber hinaus die Weiterentwicklung der Filmfestival-Landschaft Europas entscheidend voranbringen.
Tanja C. Krainhöfer, Autorin der Studie, betont, dass Festivals sich als Entdecker und Förderer von Filmen und Talenten sehen und daher die Zusammenarbeit im Bereich Programmaquisition nicht immer reibungslos gegeben sein könne. Die Studie hatte 24 Festivalmacher*innen aus ganz Europa zu ihrer Arbeit befragt sowie Diskussionen im Rahmen der Kurzfilmfestivals in Oberhausen und Hamburg und weitere berücksichtigt.
Hier noch einmal die wichtigsten Empfehlungen im Überblick:
Akquisition:
Voraussetzung: Große und renommierte Festivals sehen ihre Rolle oft als Entdecker von Filmwerken und Talenten. In dieser Situation, verbunden mit einem wachsenden Wettbewerb, besteht die Möglichkeit, dass eine formelle Zusammenarbeit nicht unbedingt zu den gewünschten Synergien führt.
Empfehlungen:
- hilfreich wäre eine Online Datenbank von EU-Filmen, die festival-relevante Informationen enthält, wie z.B. bisherige Teilnahmen an Festivals, Auszeichnungen, vorhandene Sprach- bzw. Untertitel-Versionen oder auch inklusive Versionen, begleitende Filmbildungsprogramme und Informationen über die Rechte-Inhaber
- die Unterstützung der Mobilität von Festival-Programmierern, einschließlich kleinerer regionaler Festivals, um Filme zu entdecken und mit Filmemachern und Rechte-Inhabern zu sprechen sowie sich mit anderen Festival-Machern auszutauschen
Programmierung und Management:
Voraussetzung:Die Veränderung der Konsumgewohnheiten im audiovisuellen Bereich, insbesondere bei jüngeren Zuschauern sowie der anhaltende Rückgang der Art-House-Kinos machen es unerlässlich, die Filmfestivals als eine der wichtigsten Plattformen für europäisches Kino professionell zu etablieren.
Empfehlungen:
- Bereitstellung einer Plattform für Zusammenarbeit, z.B. für Zweitverwertung oder für die spezielle Programme in den Bereichen Filmerbe
- Für breite Verfügbarkeit und Verbreitung europäischer Kinofilme durch Festivals.
- Programme mit Premieren europäischer Filmwerke, z.B. europäische Kurzfilmrollen, die von der European Film Academy präsentiert werden
- Programme, die ausgewählte europäische Filme präsentieren, z.B. eine Zusammenstellung von preisgekrönten Filmen des Europäischen Filmfestivals
Marketing:
Voraussetzung: Zwei wesentliche Schwachstellen werden beim Blick auf die vielfältigen Möglichkeiten europäischer Filmfestivals deutlich: Erstens fehlt es an fundierten Kenntnissen über die europäische Filmfestival-Landschaft, und zweitens mangelt es an umfassenden Informationen über die von MEDIA unterstützten Filmfestivals und deren Veranstaltungen.
- Durchführung einer detaillierten Marktanalyse der europäischen Filmfestival-Landschaft, einschließlich der Bereitstellung der gesammelten Daten zur Förderung der Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen den europäischen Filmfestivals.
- Präsentation aller von MEDIA unterstützten Filmfestivals mit einem umfassenden Online-Informationsservice
- Präsentation aller von MEDIA unterstützten Filmfestivals auf allen Festivals und Märkten, auf denen MEDIA vertreten ist
- Matchmaking-Veranstaltungen für Filmfestivals während der Filmfestivals.
Wissen und Innovation:
Voraussetzung: Aufgrund ihrer zunehmenden Diversifikation sind Filmfestivals heute ein unverzichtbarer Motor für die Entwicklung der gesamten Wertschöpfungskette der Filmproduktion, insbesondere für die Präsentation europäischer ausländischer Filme. Bis heute hat sich keine Struktur entwickelt, die ermöglicht, dass Erfahrungen und Kenntnisse übertragen und weitergegeben werden.
Empfehlungen:
- Aufbau einer Service-Organisation für Wissensaustausch, Innovation und Vernetzung für europäische Filmfestivals
- Einrichtung einer permanenten Informations- und Vernetzungsstelle
- Entwicklung gezielter Bildungs- und Trainingseinrichtungen
- Aufbau einer Datenbank zur Suche nach Festival-Spezialisten
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