Der European Writers Desk, das von europäischen Creative Europe Desks ins Leben gerufene Autor:innen-Netzwerk, veranstaltete letzte Woche einen dreitägigen Intensiv-Workshop in Stockholm zum Thema Strukturelle Film-Aufstellung. Unter fachkundiger Anleitung von Matthias Varga von Kibéd, Carl Javér und Fredrik Lange begegneten 21 europäische Autor:innen dem Storytelling auf eine für sie ganz neue Art und Weise.
Strukturelle Film-Aufstellung ist eine Methode in der Drehbuchentwicklung, die die gewohnten Pfade verlässt: Statt der Arbeit mit Sprache, Text und Dramaturgie werden verschiedenste Charaktere und Aspekte der Geschichte durch Menschen im Raum aufgestellt. Diese physische Herangehensweise erlaubt es, einen Schritt zurückzutreten, um das große Ganze in den Blick zu nehmen – und erfordert sehr viel Offenheit und die Bereitschaft, sich auf eine ganz neue Landschaft von Möglichkeiten einzulassen, in der seltsame Dinge geschehen können, neue Aspekte des Drehbuchs zum Vorschein kommen und überraschende Elemente auftauchen.
Jon López Martin aus dem Baskenland hat seine Geschichte aufgestellt: „In meinem Drehbuch kommen sehr viele Figuren vor, und es war großartig, im Rahmen des Workshops damit zu arbeiten und auch die anderen Faktoren der Geschichte in den Raum zu holen. Es war wirklich erstaunlich zu sehen, wie sie an einem einzigen Ort miteinander interagieren, wie in einem Theaterstück oder bei einer Improvisation. Mit all diesem Input kann ich es kaum erwarten, zuhause die finale Version meiner Geschichte zu schreiben!“
Eimear Reilly aus Irland ist neu im Writers Desk:
„Dieses große Netzwerk von europäischen Autor:innen ist einfach wunderbar. Der Umgang miteinander ist herzlich, und wir begegnen uns und unseren Geschichten voller Respekt und geben einander feedback von unschätzbarem Wert. Die Strukturelle Filmaufstellung ist eine weitere Bereicherung für mich: Wir alle kennen das Gefühl, dass etwas in einer Geschichte wichtig ist, man aber noch überhaupt nicht weiss, wie es mit den anderen Teilen zusammenhängt. Dafür ist die Konstellationsarbeit wirklich gut, sie deckt Dinge auf, die man selbst vielleicht nicht gesehen hat“.
Und Carl Javér, selbst Regisseur und Autor, ergänzt: „Ich habe in diesen drei Tagen bei den Autor:innen so viel Mut und Bereitschaft gesehen, neues Terrain zu betreten und sich auf das Unbekannte einzulassen. Und es ist auch immer wieder schön, zu erleben, wie sich Knoten lösen und neue Wege ergeben. Auch mir selbst hat diese Methode bei meinem Film „Reconstructing Utøya“ enorm geholfen, und um so schöner finde ich es nun, mein Wissen und meine Erfahrung weiterzugeben.“
Nicht nur die Writers profitierten vom Workshop, sondern auch fünf schwedische Produktionsfirmen nutzten die Gelegenheit für Einzeltreffen mit den Autor:innen, denn soviel europäisches Story-Potential auf einmal – wer kann dazu schon nein sagen!
EWD in Stockholm: Eine Kollaboration der Creative Europe Desks Schweden, Hamburg, Baskenland, Dänemark, Deutschland, Finnland, Flandern, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Norwegen, Österreich, Polen und Wallonie-Brüssel.
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