Im Rahmen der Berlinale fand das erste European Film Forum 2019 statt. Creative Europe MEDIA und Horizon 2020 unterstützen eine Reihe von Untertitelungsprojekten, und die Debatte konzentrierte sich darauf, wie man Technologien nutzen kann, um europäische Filme durch Europa und darüber hinaus reisen zu lassen.
In ihrer Eröffnungsrede betonte die EU-Kommissarin für digitale Wirtschaft und Gesellschaft Mariya Gabriel, wie wichtig Kultur, Bildung und digitale Wirtschaft für die Gestaltung der zukünftigen Gesellschaft der Europäischen Union sind. "Creative Europe MEDIA ist von entscheidender Bedeutung für die Förderung unserer kulturellen Vielfalt und unserer europäischen Wert", so Mariya Gabriel. Die EU werde den audiovisuellen Sektor weiterhin unterstützen, um sowohl die Situation der Fachleute als auch die Wettbewerbsfähigkeit des Sektors zu verbessern. Darüber hinaus betonte sie einige der wichtigsten Errungenschaften, die die Europäische Kommission in den letzten Jahren erzielt hat, indem sie das Kino und den audiovisuellen Sektor ganz oben auf ihre politische und legislative Agenda setzte. Einige dieser Aktionen sind in diesem Factsheet nachzulesen.
Wie können audiovisuelle Inhalte in einem mehrsprachigen digitalen Markt verbreitet werden?
Im Rahmen des ersten Panels argumentierten Diskussionsteilnehmer*innen, die unterschiedlichen Perspektiven innerhalb der audiovisuellen und Filmindustrie vertraten, dass die Herausforderungen eines mehrsprachigen Marktes nicht nur verschiedene Sprachen, sondern auch unterschiedliche Kulturen und Traditionen, unterschiedliche Auffassungen und Wahrnehmungen sind.
Es gibt Länder, die außer für Kinderfilme und Animationsprogramme nur Untertitel verwenden, während in anderen Ländern die Synchronisation unerlässlich ist. Die Entscheidung, ob ein Werk untertitelt oder synchronisiert wird, hängt daher nicht nur von dem Werk ab, sondern auch von dem Markt, auf dem dieses Werk vertrieben wird. In einigen Ländern, wie Frankreich und Deutschland, ist die Synchronisation eine Notwendigkeit, auch wenn der Trend zur Darstellung von Untertiteln aus zwei Gründen immer mehr an Bedeutung gewinnt: erstens, weil man sich daran gewöhnt, viele originale Inhalte im Internet untertitelt zu sehen, und zweitens, weil Untertitel die Authentizität des Werkes bewahren, die vom neuen Publikum sehr geschätzt wird.
Wie kann die Technologie helfen, diese Herausforderungen zu bewältigen?
Die zweite Runde auf dem Podium diskutierten Produzent*innen dazu, wie die maschinelle Übersetzung Kosten senken könne. Gleichzeitig würden die Werke einem größeren Publikum zur Verfügung gestellt werden.
Die Diskussionsteilnehmer*innen teilten ihre positiven Erfahrungen mit dem Einsatz einiger automatisierter Tools, die die Übersetzung vereinfachen und beschleunigen. Sie betonten jedoch, dass es notwendig und wichtig sei, den Text am Ende von eine*r Übersetzer*in/Redakteur*in überprüfen und korrigieren zu lassen, um hohe Qualität zu gewährleisten.
Aus dem Publikum wurden kritische Stimmen von Übersetzer*innen laut, aber letztendlich herrschte Einigkeit darüber, dass der menschliche Faktor nie vollständig durch Technologie ersetzt werden konnte, denn in einem solchen kreativen Prozess sind Kuratierung und Kreation von grundlegender Bedeutung.
Darüber hinaus forderten die Diskussionsteilnehmer*innen die Produzent*innen und Filmemacher*innen auf, Übersetzer*innen bereits in der Anfangsphase einzubeziehen, da dies nicht nur die Untertitelungs- und Synchronisationsprozesse erleichtern, sondern auch die Reisemöglichkeiten eines Films erhöhen würde, da sprachliche Herausforderungen früher angegangen und gelöst würden.
June Lowery-Kingston von der DG CONNECT fasste abschließend zusammen: "Es liegt im Interesse aller, dass europäische Filme über ihre Landesgrenzen reisen. Es gibt Instrumente, die dazu beitragen, den Zugang zu audiovisuellen Inhalten und auch das Film-Erlebnis für den Zuschauer zu verbessern und es den Produzenten von Inhalten zu ermöglichen, über ihr nationales Publikum hinauszugehen. Es wäre unverantwortlich, wenn wir hierfür nicht die Möglichkeiten der Digitalisierung prüfen würden."
Wer die lebhafte Debatte verpasst hat, kann sie hier verfolgen.
MEDIA Roundtables
Am selben Tag organisierte Creative Europe MEDIA zwei parallele Roundtables über die geplante europäische Filmdatenbank sowie über die Gleichstellung der Geschlechter im audiovisuellen Sektor.
Die Mehrheit der Unterzeichner*innen des
Manifests von Cannes versammelten sich am Runden Tisch für das Europäische Filmverzeichnis, um über den Start des Pilotprojekts im April zu diskutieren. Im Rahmen der Strategie von Digital4Culture und des Europäischen Kulturerbejahres 2018 wird die Datenbank die Sichtbarkeit europäischer Filme online fördern und den Zugang zu ihnen erleichtern.
Am zweiten runden Tisch ging es um das Thema Geschlechtergleichstellung. Es wurden Statistiken aus dem MEDIA Programm seit 2014 zum Thema Geschlecht vorgelegt und mit den Interessengruppen darüber diskutiert, welche Maßnahmen erforderlich sind, um das Gleichgewicht der Geschlechter zu verbessern und sicherzustellen, dass von Frauen produzierte oder inszenierte Filme genauso verbreitet werden wie die von Männern.
Hier das PDF zum Thema Gender im MEDIA Programm.
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