Auch in diesem Jahr haben sich acht Hamburger Produzenten mit zwölf Kollegen aus dem europäischen Ausland getroffen, die von Creative Europe Desks aus Europa ausgewählt wurden. Alle Teilnehmenden entwickeln eine Serie mit Koproduktionspotential und suchen internationale Partner und Finanzierungsmöglichkeiten. Mit dem SERIES LAB haben Creative Europe Desk Hamburg, Letterbox Filmproduktion und Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein eine internationale Plattform in Hamburg etabliert, die sich gezielt der Entwicklung europäischer Serien-Koproduktionen widmet.
Stoffentwicklung mit internationaler Expertise
Die Arbeit am Serienstoff bildet das Kernstück des SERIES LAB. Mit Nikolaj Scherfig ("Die Brücke") und John Yorke ("Wolf Hall") waren zwei international erfahrene Drehbuchautoren in Hamburg zu Gast. In Workshops analysierten sie mit den Produzenten den Plot, die Figurenkonstellation und zentrale Motive der Serienprojekte. "Besonders interessant war, dass viele Kino-Autoren und -Produzenten dabei waren", so Scherfig, "das hat die Qualität der Projekte deutlich erhöht. Fernsehserien sind Autorensache. Alle guten Serien sind stark dialog- und figurenbasiert." Scherfig gab Einblicke in seine eigenen Erfahrungen und Arbeitsweisen mit "Die Brücke" und stellte fest, dass der Trend momentan dahin geht, Serien für spezifische Zielgruppen zu entwickeln, die dann, wenn sie erfolgreich sind, auch weitere Zielgruppen erreichen können. Ein Beispiel dafür ist die norwegische Serie "Skam", die für Jugendliche geschrieben wurde und dann einen echten Hype in allen Altersgruppen auslöste.
John Yorke betonte, dass die Sender besonders offen für Serien sind, die sich an ein junges Publikum richten, gerade weil sie diese Zielgruppe momentan verloren hätten. Im SERIES LAB sieht Yorke eine starke Ermutigung für die Produzenten, ihre hochkreativen Projekte engagiert und vor allem auch in einem kompetenten europäischen Rahmen besprechen und weiterentwickeln zu können.
"SERIES LAB bot eine inspirierende, tiefgehende Analyse unseres Projekts, kombiniert mit konzentrierten One-on-one-Meetings", so der niederländische Produzent Idse Grotenhuis von Topkapi Films. "Es war toll, neue Perspektiven auf die Entwicklung unserer Geschichte zu bekommen."
Speed-Dating mit Finanziers
Ein besonderes Highlight des SERIES LABS sind Einzeltreffen, bei denen sich die Produzenten mit rund zwanzig Vertretern von Filmförderungen, Sendern und Weltvertrieben wie ZDF Enterprises, Sky Deutschland und Italien, ARTE, YLE, Beta Cinema und dem Luxemburg Film Fund treffen. Durch die Zusammenarbeit mit Creative Europe Desks in ganz Europa kamen insgesamt 22 Finanziers aus 10 Ländern nach Hamburg.
NDR Preis "Albatross" für bestes europäisches Serienkonzept
Neu in diesem Jahr war die Vergabe des "Albatross". Der mit 7.500 Euro dotierte und vom NDR gestiftete Preis wurde für das beste europäische Serienkonzept vergeben. Die internationale Jury, in der die Schauspielerin Maria Furtwängler (NDR "Tatort"-Kommissarin), der dänische Serien-Autor Nikolaj Scherfig ("Die Brücke") sowie Christian Granderath (NDR) mitwirkten, vergab den "Albatross" an die belgisch-deutsche Koproduktion "GR5". Produzent Serge Bierset (Zodiak Belgium) und seine Hamburger Koproduzentin Dorothe Beinemeier (Red Balloon Film) freuen sich über die Auszeichnung für ihren psychologischen Thriller, der von einer Gruppe junger Menschen erzählt, die sich auf den Weg der "European Great Route 5" macht, einen Wanderweg von der Nordsee zur französischen Riviera, auf dem fünf Jahre zuvor ihre Freundin Lisa spurlos verschwand.
"Wir haben in diesem Stadium bereits so viel positives Feedback bekommen, das uns darin bestärkt, dieses europäische Projekt gemeinsam auf die Beine zu stellen.", so Dorothe Beinemeier. "Dieser Preis ist eine wunderbare Bestätigung für unser Vorhaben."
"Behind the Scenes" für das große Publikum
In einer für die gesamte Hamburger Branche offenen Veranstaltung warf das SERIES LAB einen Blick hinter die Kulissen großer europäischer Serien-Koproduktionen.
SERIES LAB Partner Dr. Ralph-Oliver Graef, GRAEF Anwälte, eröffnete die Veranstaltung mit einer Keynote. Anschließend wurde mit der Präsentation von "Bad Banks" sowie "Maltese" allen Interessierten Einblick in die Entwicklung und Finanzierung europäisch koproduzierter Serien gegeben. Auf dem Podium für die deutsch-luxemburgische Serie "Bad Banks": Dr. Lisa Blumenberg (Letterbox Filmproduktion) und Karin Schockweiler (Film Fund Luxemburg). Die italienisch-deutsche Serie "Maltese" wurde präsentiert von Sebastian Krekeler (ZDF Enterprises) und Philipp Kreuzer (Maze Pictures).
Alle Panelisten waren sich einig, dass der Markt noch lange nicht gesättigt ist und die breite Senderlandschaft in Europa immer mehr Möglichkeiten für die Koproduktion von High-End-Serien bietet. Die horizontale Erzählstruktur aktueller Serien, bei der Figuren und Geschichten über die gesamte Staffel hinweg fortgesetzt werden, wird für viele Sender immer attraktiver.
"Die durchweg positive Resonanz des zweiten SERIES LAB zeigt, dass der Bedarf und die Notwendigkeit, in Europa grenzübergreifend zu arbeiten und Partner zu finden, nach wie vor groß sind", resümiert Christiane Siemen vom Creative Europe Desk Hamburg. "Wir werden die Internationalisierung der Serienbranche weiter mit viel Engagement und vor allem mit unserem europäischen MEDIA-Netzwerk unterstützen. Die Bereitschaft der Finanziers, sich mit der großen Fülle von Projekten, die ein breites Spektrum von Genres abgedecken, auseinanderzusetzen, war großartig. Wir freuen uns schon auf die nächste Runde in Hamburg, die wir für 2019 planen. Nächstes Jahr hoffen wir, das SERIES LAB in einem Partnerland durchzuführen."
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