ACE führt in drei Workshops europäische Spielfilmproduzent:innen auf den Weg zur erfolgreichen internationalen Koproduktion.
Hier geht es zur aktuellen Ausschreibung, bewerben können sich Produzent:innen bis zum 30.4.
Creative Europe Desk Hamburg hat mit Verena Gräfe-Höft gesprochen, Produzentin und Geschäftsführerin bei Junafilm, die in diesem Jahr an dem Workshop teilnimmt.
Creative Europe Desk Hamburg: Das ACE Annual Programme bildet pro Jahr 18 Produzent:innen aus Europa weiter, die bereits viel Erfahrung mit Koproduktionen mitbringen. Du warst 2024/2025 eine von ihnen, Glückwunsch! Erzähl doch mal, wie der Auftakt abgelaufen ist!
Vereny Gräfe-Höft: Vielen Dank! Ich habe mich auch riesig gefreut, weil ich ja weiß, wie viele wundervolle Produzent*innen aus ganz Europa & Kanada sich da jedes Jahr bewerben. Es fing mit Pitching-Sessions an, um zu schauen, wie und ob kommt das eigentlich an, was man da so vor hat.
Ich nehme mit dem Kinodebüt von Julia Drache (Kurzfilm-Oscar "Watu Wote", Autorin & Editorin) teil. Es ist eine deutsch-finnische Koproduktion und für einen Debütfilm sehr anspruchsvoll, weil es ein Vater-Tochter Drama ist im "High-Konzept Mantel". Da ist es extrem wichtig, dass man die richtigen Worte findet, um das Projekt vorzustellen. Ich persönlich bin immer super dankbar für Feedback, denn man kann immer was dazu lernen. Es war auch das erste Mal, dass ich das Projekt in einem geschützten Raum internationalen Filmemacher:innen vorgestellt habe.
Im zweiten Workshop geht es um Finanzierung anhand von Case Studies.
Das war wirklich sehr intensiv und lehrreich. Da wir hier an drei Tagen jedes Projekt finanziell abgeklopft haben, und gleichzeitig von den anwesenden Sales- und Distribution-Expert*innen sofort eine Rückmeldung und hilfreiche Anregungen bekommen haben, wie man das Vorhaben am Besten realisiert und welche sinnvollen Alternativen es noch geben könnte, wenn Plan A, B nicht greift. Zum Abschluss haben wir noch 1:1 Meetings gehabt.
Ich muss sagen, dass ich das am liebsten jedes Jahr machen würde, weil der Markt sich so extrem schnell wandelt und man daher immer sehr flexibel bleiben muss bei gleichzeitig kontinuierlicher und konzentrierter Weiterarbeitet an dem Projekt. Und etwas was natürlich auch klar wird: nicht jedes Projekt funktioniert in jedem Markt, es kommt darauf an, sein Publikum zu definieren und dafür die richtige Ansprache zu wählen.
Im April steht der nächste Workshop an zum Thema "Business Development Strategies".
Für uns unabhängige Produzent:innen ist es besonders wichtig, uns Zeit zu nehmen, nicht nur an Projekten kreativ zu arbeiten, sondern auch die ganze Firma im Blick zu behalten. Das fällt manchmal etwas hinten runter im täglichen Arbeitsalltag, da wir ja meistens nicht mit 50 Angestellten operieren, die einem 24/7 zuarbeiten.
In Zeiten wo der Markt sich vordergründig nur noch mit einigen wenigen IPs und vermeintlich sicheren Finanzierungswegen beschäftigt, stellt sich logischerweise die Frage nach einer nachhaltigen Business Strategie. Ich habe einige Ideen, wie man sich aufstellen könnte in Zukunft und höre mir gerne an wie andere das sehen oder ob das nur frommes Wunschdenken ist.
Im Allgemeinen versuche ich mit großer Offenheit in diese Workshops zu gehen und mir nicht zu feste vorgefertigte Meinungen zu bilden, damit das "out-of-the-box-Denken" trainiert wird. Diese Workshops sind auch immer ein starker Energy-Booster, weil man plötzlich merkt dass man mehr Dinge bewegen kann in einer starken Gemeinschaft von kreativen Produzent:innen. Besonders in Zeiten wie diesen!
Was ist für dich der größte Mehrwert des Programms und auch anderer MEDIA-Weiterbildungen an denen du teilgenommen hast?
Das Netzwerk, dem man angehört, ist mit Geld nicht zu bezahlen, weil es das Fundament darstellt auf dem wir international, vertrauensvoll zusammen arbeiten. Es gibt nicht einen Workshop, bei dem ich mitgemacht habe, durch den sich im Anschluss nicht eine Zusammenarbeit ergeben hat. Auch wenn andere Produzent:innen mir empfohlen werden und ich weiß, sie sind Teil von den ACE-, EAVE- oder Inside Pictures-Familien, dann geht man mit einer ganz anderen Vertrauensbasis an die Gespräche und Projekte ran.
Außerdem bin ich davon überzeugt, dass Workshops und Trainings - also das Lernen - eine lebenslange Aufgabe ist. Eigentlich in allen Bereichen!
Vielen Dank Verena!
Zu Junafilm: Junafilm ist eine preisgekrönte, unabhängige Filmproduktion mit Sitz in Hamburg Ottsensen. Seit der Gründung 2009 durch Verena Gräfe-Höft widmet sich Junafilm der Produktion herausragender Spielfilmformate und internationaler Koproduktionen. Mit dem ersten Langspielfilm „Tore Tanzt“ von Katrin Gebbe war Junafilm 2013 in Cannes (Un Certain Regard) vertreten. Der Film gewann über 20 nationale und internationale Preise und lief erfolgreich auf über 100 Festivals.
Aktuell entwickelt Sie zusammen mit Katrin Gebbe (Die Kaiserin, Pelikanblut) und britischen Koproduzenten im Writers Room ihre erste, englischsprachige, internationale Mini-Serie.
https://junafilm.de/
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