Eine ungestüme filmische Sinfonie, mit der die Entfesselung weiblicher Kreativität ebenso gefeiert wird wie die Entstehung der modernen romantischen Popmusik, das ist „Gloria!“ (28.08.). Das Regiedebüt von Margherita Vicario setzt den vielen vergessenen Komponistinnen ein Denkmal, die wie gepresste Blumen zwischen den Seiten der Geschichte verborgen sind. Doch auch sonst hat das europäische Kino in den kommenden Wochen den Soundtrack des Sommers im Programm.
Venedig um 1800: Im Kollegium Sant Ignazio, einer alten Musikschule für mittellose Mädchen, ahnt etwas von dem außergewöhnlichen Talent der einfachen Magd Teresa, das sie befähigt, die Wirklichkeit als Rhythmus zu erleben. Während sich im Kollegium alles um den bevorstehenden Besuch des Papstes dreht und der alte Kapellmeister sich abmüht, eine glorreiche Komposition für den Pontifex zu ersinnen, macht Teresa in der Abstellkammer eine Entdeckung: ein wunderschönes Instrument – ein Pianoforte. Um Teresa und die revolutionäre „Musikmaschine“ versammelt sich ein außergewöhnliches Quartett von jungen Frauen, zunächst als Rivalinnen, doch zunehmend als Komplizinnen. Gegen den Willen des Kapellmeisters entwickeln sie in „Gloria!“ (28.08.). ihre eigene Vision von Musik, inspiriert von ihrer Lebenswelt, ihren Gefühlen, dem Rhythmus ihres Seins. Es entsteht ein revolutionärer, femininer Sound, den die Welt ganz sicher nicht erwartet hat.
Mit brennenden Bildern und einem pulsierenden Soundtrack erzählt der italienische Regisseur Simone Bozzelli in seinem Debütfilm „Patagonia“ (22.8.) von einer vergessenen Jugend, für die nur ein Leben am Rand der Gesellschaft und in ständiger Bewegung in Frage kommt, um den unbändigen Hunger nach Aufrichtigkeit und Freiheit zu stillen. Getragen von einer kompromisslosen filmischen Vision, von Respekt gegenüber den Figuren und zwei überwältigenden Hauptdarstellern zeigt „Patagonia“ eine ambivalente Liebe als verzehrendes Machtspiel zwischen Zärtlichkeit und Destruktion. Ein raues Roadmovie, das im Wettbewerb von Locarno als Entdeckung gefeiert wurde. Eine aufregende neue Stimme im europäischen Queer Cinema!
Die ehemals gefeierte Opernsängerin Giovanna (Monica Bellucci) wurde irrtümlich für tot erklärt und wartet nun ungeduldig darauf, dass ihr Vermächtnis von der Presse ausgiebig gewürdigt wird. Zur gleichen Zeit wird die Teenagerin Marie-Cerise (Charline Emane) genau in dem Moment, als sie sich von einer Brücke stürzen möchte, gekidnappt. Sich mit der eigenen Endlichkeit auseinander zu setzen - dieses Schicksal verbindet fünf Menschen in Paris. Und sie alle stehen vor der gleichen schwierigen Aufgabe: Sie müssen erkennen, wie schön und wichtig es ist, das Leben zu lieben. Davon erzählt die Oscar-nominierte Regisseurin Marjane Satrapi in ihrer Komödie „Paris Paradies“ (8.8.).
Zwei großartige Charakterdarsteller liefern sich unter der Regie von Philippe Lefebvre in „Adieu Chérie: Trennung auf Französisch“ (22.8.) ein Beziehungs-Duell mit allen Schikanen: Karin Viard und Franck Dubosc verleihen ihren Figuren Verletzlichkeit und emotionale Tiefe – und gleichzeitig agieren sie als großartige, mitreißende Komödianten.
Vor der aufregenden und modernen Kulisse von New York City inszeniert der französische Regisseur Jérémie Degruson in ( "Die Unzertrennlichen - Zwei durch Dick und Dünn" (29.8.) schließlich eine Reise zwischen Realität und Fantasie für die ganze Familie – in der deutschen Synchronfassung perfekt besetzt mit Star-Comedian Chris Tall als Sprecher des sympathisch-humorvollen DJ Doggie Dog.
Die Filme im Überblick:
- 8.8. »Paris Paradies« von Marjane Satrapi, Studiocanal
- 22.8. »Adieu Chérie - Trennung auf französisch« von Philippe Lefebvre, Happy
- 22.8. »Patagonia« von Simone Bozzelli, Salzgeber
- 29.8. »Gloria« von Margherita Vicario, Neue Visionen Filmverleih
- 29.8. »Die Unzertrennlichen - Zwei durch Dick und Dünn« von Jérémie Degruson, Splendid Film
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