Demaskiert! Vier Fragen an Sven Schwarz vom Internationalen Kurzfilm Festival Hamburg

  • Sven Schwarz

    Sven Schwarz (c) privat

Der organisatorische Leiter vom Internationalen Kurzfilm Festival Hamburg Sven Schwarz erzählt im Quarantäne-Interview, wie es mit dem Festival weitergeht, worin sich Online- und Offline-Festivals unterscheiden und was er sich vom MEDIA Programm in diesen Zeiten wünscht.

Das 36. Kurzfilm Festival Hamburg und das dazugehörige Mo&Friese Kinder Kurzfilm Festival können im Juni nicht wie gewohnt stattfinden. Was ist stattdessen geplant?
Sven Schwarz: Anstelle der Festivals im Juni planen wir, einerseits das Mo&Friese Kinder Kurzfilm Festival komplett auf einen späteren Zeitpunkt im Winter zu verlegen, für das Kurzfilm Festival Hamburg ist das aus logistischen und planerischen Gründen nur schwer zu machen. Daher teilen wir den Großteil der geplanten Programme auf und verteilen das Festival sozusagen über das letzte Drittel des Jahres. Hauptteil dieser Aufteilung wird das Hamburger Film-In sein, bei dem wir vom 6. - 8. November alle Wettbewerbsprogramme des Festivals mehr oder minder ohne Pause im Metropolis Kino hier in Hamburg zeigen werden. Als großes Happening gibt es dann den Internationalen Wettbewerb, den Deutschen Wettbewerb und den Flotten Dreier Wettbewerb zu sehen. Einige der anderen geplanten Programme werden wir zusammen mit Kooperationspartnern zu anderen Zeitpunkten präsentieren.

Wie arbeitet das Festivalteam angesichts der Kontaktbeschränkungen an dem neuen Programm?
Schwarz: Wie viele andere auch, haben wir uns alle an Skype oder Zoom-Meetings gewöhnt und haben von zu Hause Zugriff auf alle Daten und Mails. Natürlich gibt es aber in der Remote-Zusammenarbeit große Unterschiede zum gewohnten Arbeiten, die sich eher an den kleinen Dingen manifestieren. Der Schnack an der Kaffeemaschine oder beim gemeinsamen Mittagessen, aus dem häufig spannende, kreative Idee entsprungen sind, fehlt schon sehr. Für das ganze Team ist es eine sehr ungewohnte und auch manchmal anstrengende Situation, die aber auch Raum lässt, Dinge zu überdenken.

Viele Festivals wie das Vilnius Film Festival oder CPH:Dox sind nun online abgehalten worden. Welchen Mehrwert können Festivals auch online bieten? Worin unterscheidet sich die Wahrnehmung von Online-Content und Festivalprogramm vor Ort?
Schwarz: Ich denke, dass Online- und Offline-Festivals zwei grundlegend verschiedene Sachen sind. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile, deren Gewichtung stark davon abhängt, was für eine Art Festival man grundsätzlich präsentieren möchte. Wir in Hamburg sehen unser Festival als Treffpunkt und Ort zum Diskurs über Filme, der nicht zwingend auf den Raum Kino beschränkt sein soll. Die besten Diskussionen entstehen ja manchmal dann doch nach dem Screening an der Theke und nicht während des Q&A's im Saal.

Ähnliches trifft bei uns auf die Präsentation von filmischen Arbeiten zu. Natürlich ist der erste Ort zur Film-Präsentation der Raum Kino, wir erweitern diesen Raum aber und zeigen Filme z.B. auch in ortsspezifischen Installationen und wollen zeigen, was man mit Film außerhalb des Kinos machen kann. Hierbei ist das gemeinschaftliche Erlebnis des Filmschauens immens wichtig, dies bleibt beim Online-Schauen sehr auf der Strecke.
Für Festivals, die zu einem großen Teil als Markt für Filme dienen und bei denen der wirtschaftliche Aspekt stark im Mittelpunkt steht, sind Online-Varianten aber sicher eine effektive Alternative. Für beide Arten von Festivals gilt meiner Meinung nach aber auch, dass eine große Anzahl von Fachveranstaltungen aber auch problemlos in den digitalen Raum verlegt werden können. Ein ganz großer Vorteil ist es, dass man mit den Fachveranstaltungen im virtuellen Raum wesentlich mehr Teilnehmer erreichen kann und natürlich auch das Thema Anreise und die damit verbundene Umweltproblematik in den Hintergrund gerät.

Was wünscht ihr euch vom MEDIA-Programm in Zeiten der Coronakrise?
Schwarz: Ein ganz klarer Wunsch ist, dass für das Sonderjahr 2020 nicht die gleichen Maßstäbe in der Evaluation wie sonst angesetzt werden und mit viel Fingerspitzengefühl geschaut wird, was die Festivals trotz der Gesamtsituation geleistet haben.

Weitere Informationen zum Festival auf festival.shortfilm.com/