Der Vorschlag der Europäischen Kommission für das Nachfolgeprogramm von Creative Europe 2014-2020 befindet sich derzeit in Verhandlungen. Lucía Recalde Langarica, Leiterin des MEDIA Programms, sprach mit dem Creative Europe Desk NRW über die Strategien der Kommission für MEDIA nach 2020.
Welches Budget wird für das zukünftige Creative Europe Programm zur Verfügung gestellt?
Die Kommission hat für den Zeitraum 2021-2027 einen Gesamthaushalt von 1,85 Mrd. Euro vorgeschlagen, eine Erhöhung von 27%. Davon werden 1,081 Mrd. Euro für MEDIA, 609 Mio. Euro für das Teilprogramm Kultur und 160 Mio. Euro für den sektorenübergreifenden Bereich bereitgestellt.
Dem neuen Vorschlag liegt die Halbzeitbewertung des laufenden Programms zugrunde. Konnten Sie Empfehlungen der Branche in den Vorschlag integrieren?
Etwa die Hälfte der Befragten schlug vor, dass ein Nachfolgeprogramm wie das aktuelle MEDIA Programm sein sollte. Für uns kein Zeichen der Selbstzufriedenheit, sondern ein Zeichen für den Erfolg des Programms. Die Evaluierung ergab, dass MEDIA die Förderung der Mitgliedstaaten sinnvoll ergänzt. Es gab aber auch gute Ideen, wie wir auf den anhaltenden digitalen Wandel und den intensiven internationalen Wettbewerb reagieren sollten. Dazu gehören die stärkere Förderung von Transmedia und VR, gemeinsame Strategien für den europaweiten Vertrieb und ein flexibleres Programm, das auf die schnellen Veränderungen des Marktes reagieren kann. Diese Ideen wurden vollständig berücksichtigt.
Sind wesentliche Änderungen für das MEDIA Programm vorgesehen?
Meiner Meinung nach wird das neue Programm keine Revolution, sondern eine Weiterentwicklung sein. Wir werden weiterhin die Entwicklung, den Vertrieb und die Promotion europäischer audiovisueller Werke unterstützen und Fortbildungsprogramme anbieten. Aber wir haben auch Möglichkeiten identifiziert, das Programm zu optimieren.
Wir werden uns mehr auf den digitalen Wandel konzentrieren und verstärkt in innovative Erzählformen investieren. Darüber hinaus wird eine neue europäische Filmdatenbank die Sichtbarkeit und den Zugang zu europäischen Werken verbessern.
Wir werden uns zudem stärker auf die Gleichstellung der Geschlechter konzentrieren.
Wie ist der aktuelle Stand der Verhandlungen? Was sind die nächsten Schritte?
MEDIA wird als Erfolgsgeschichte der EU wahrgenommen, und es gibt eine solide Grundlage, auf der wir aufbauen können. Derzeit wird der Vorschlag in den Kulturausschüssen des Europäischen Rates und des Parlaments diskutiert. Der Bericht der Kulturausschusses des Parlaments könnte Anfang nächsten Jahres im Plenum angenommen werden. Das Budget wird allerdings im Rahmen des gesamten Etats der EU diskutiert - eine schwierige Verhandlung, da es viele Anträge auf den EU-Haushalt gibt.
Glücklicherweise wird die einzigartige Rolle der Kultur und der audiovisuellen Medien für das europäische Projekt zunehmend anerkannt. Wir haben das ehrgeizige Ziel, das neue Creative Europe Programm bis zum nächsten Frühjahr zu verabschieden. Dann können wir uns auf die Umsetzung vorbereiten.
Wie kann die audiovisuelle Branche die Entwicklung des neuen MEDIA Programms
unterstützen?
Wir ermutigen die Branche, sich an ihre nationalen politischen Vertreter und Verbände zu wenden. Der Einsatz für ein stärkeres MEDIA Programm auf nationaler Ebene würde bei den Verhandlungen im Rat helfen und die Genehmigung des Etats erleichtern.
Es ist auch sehr wichtig, die guten Ergebnisse der MEDIA Projekte zu präsentieren, um zu zeigen, wie Europa mehr erreichen kann, wenn wir zusammenarbeiten. Wir helfen unabhängigen europäischen Produzenten und Verleihern, sich im Wettbewerb mit den globalen Playern zu behaupten; wir haben wunderbare TV-Koproduktionen wie »Babylon Berlin« und Cannes-Gewinner wie »The Square« unterstützt.
Wir erreichen ein Publikum von über 120 Millionen in ganz Europa. Let's be proud of these results!
Das Interview wurde vom Creative Europe Desk NRW geführt und ist Anfang Dezember im Magazin "Film und Medien NRW" auf Seite 37 erschienen.
Das Heft ist abrufbar unter: www.filmstiftung.de
Permalink: https://creative-europe-desk.de/artikel/news/creative-europe-2021-2027