Drei Filmtheater präsentierten ihre Konzepte im Rahmen eines von den Creative Europe Desks Deutschland organisierten Workshops auf der Leipziger Filmkunstmesse.
Für Jon Barrenechea von Picturehouse Cinemas (GB) beginnt alles mit dem Publikum: "Für jedes neue Kino, das wir eröffnen, schauen wir uns die Gegend ganz genau an. Wer wohnt hier, wovon leben die Menschen, sind es eher Yuppies oder Familien mit Kindern, wie sind die Strukturen?" Weiterhin gibt es spezielle Programme für eine Vielzahl von Gruppen vom Kleinkind bis zur "Silver Screen" für Senioren, auch "Discover Tuesdays" sind dabei und Vorführungen für Menschen mit Autismus. Die persönliche Note der Kinos wird auch dadurch unterstrichen, dass auf das Label "Picturehouse" verzichtet wird zugunsten eines individuellen Erscheinungsbildes. Gastronomie sei ein unverzichtbarer Aspekt: "Jedes Mal, wenn wir ein Kino eröffnen, eröffnen wir gleichzeitig ein Restaurant", so Barrenechea. Das Konzept geht auf: In 30 Jahren hat sich die Kinokette auf beachtliche 25 Arthouse Kinos in ganz Großbritannien erweitert.
Auf Gastronomie setzt auch Christopher Bausch vom Aschaffenburger Programmkino Casino: Auf der Suche nach einem dritten Kinosaal entstand die Idee, einen Multifunktions-Raum einzurichten, der sowohl Bar als auch Filmtheater ist. So entstand der mittlerweile sehr beliebte "Salon", ein Kino mit 24 äußerst bequemen, eigens dafür konzipierten Lounge-Sesseln. Der Vorhang gibt beim Hochziehen eine feine Bar frei, Bücherregale und Nierentischchen runden den Wohnzimmer-Charakter ab. Den Eintrittspreis von 12 Euro nähmen die Zuschauer gern in Kauf, gilt der Besuch des Salons doch als etwas Besonderes, so Bausch. Und zum französischen Film darf's auch gern mal ein Rotwein der gehobeneren Sorte sein. Der Saal wird inzwischen auch gern von Firmen für Veranstaltungen gebucht.
Lange Tradition hat das Berliner Eiszeit Kino, das Anfang der 80er auf Anregung der AG Dok von Dokumentarfilmern gegründet wurde. Burkhard Voiges und Rainer Krisp gründeten 2013 die Eiszeit GmbH und setzen nun mit umfangreichen Bauarbeiten ihre Visionen für das "zukünftige Wohnzimmer für die Filmkunst" um. Es entstehen z.B. drei neue Kinosäle und ein großes Foyer als Treffpunkt zum Reden, Essen und Trinken. Nachhaltigkeit ist den Machern besonders wichtig, es wird versucht, möglichst wenig in die vorhandene Bausubstanz einzugreifen. "Wir mögen Störungen", so Voiges, und so wird sich das Design keineswegs am derzeit so modernen Minimalismus orientieren. Inhaltlich ist ein Mischkonzept vorgesehen, das das Kino sowohl als Kommunikations- und Kulturzentrum im Stadtteil Kreuzberg neu etabliert und gleichzeitig auch mehr Menschen ins Kino lockt, z.B. durch die Schaffung eines Mitgliederclubs oder auch durch kulinarische Angebote - während der Nachwuchs im Kino sitzt, können die Eltern brunchen. Wiedereröffnung ist Anfang 2016 geplant.
Im Anschluss an die Präsentationen wurde angeregt über die vorgestellten Konzepte diskutiert.
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