Einen Rekord stellten die 19. Animation Production Days (APDs) vom 6. bis 8. Mai bereits auf, noch bevor sie begonnen hatten: in keinem Jahr zuvor wurden so viele Projekte bei der wachsenden europäischen Business-Plattform rund um animierten Content eingereicht. Und die Woche hat eines bewiesen: ob im Genre, in den Perspektiven, in den Gattungen von TV-Serie bis Virtual Reality, die APDs standen auch 2025 für Vielfalt und Innovation.
Als eine der zwei Creative Europe MEDIA-geförderten Veranstaltungen unter dem Dach der Stuttgart Animated Week 2025 machten die APDs die baden-württembergische Landeshauptstadt in dieser Woche erneut zum Hotspot für die europäische Animationsbranche. Während parallel beim Trickfilmfestival ITFS neue Produktionen über die Leinwände flimmerten und sich bei der FMX - Conference on Animation, Effects, Games and Immersive Media alles um die Trends des Digitalentertainments drehte, konnten die Industrievertreter:innen beim Co-Production and Financing Market, dem Herzstück der Animation Production Days, die Projekte der Zukunft erkunden. „Für Projekte in Entwicklung gibt es keine bessere Möglichkeit, um direkt und konkret mit Entscheider:innen ins Gespräch zu kommen“, findet Leiterin Marlene Wagener. Und die Zahlen geben ihr recht: mit über 1000 Einzelmeetings und knapp 180 Teilnehmenden aus 23 Ländern bewies das Koproduktionstreffen erneut seine Rolle als Ermöglicher und Vernetzer.
Nicht nur klassische Genres wie Comedy und Abenteuer waren unter den 50 ausgewählten Stoffen vertreten, sondern auch animierte Dokumentarfilme (Ani-Docs) und selbst ein animiertes Biopic. In den Produktionsländern spiegelte sich ebenfalls die Diversität des diesjährigen Line-Ups wider: repräsentiert wurden etwa Deutschland, Frankreich, Armenien, Irland, Italien, Finnland, Spanien, Dänemark, Bulgarien… oder die Schweiz, Fokusland in diesem Jahr.
Die Zukunft der Branche war dieses Jahr ein zentrales Thema der APDs. Einerseits präsentierten sich acht ausgewählte Talente von morgen im Rahmen des APD Talent Programme – mit so unterschiedlichen Projekten wie der deutschen Hunde-Sitcom „Underdogs“ von Lion Durst und Karla Riebartsch, dem italienischen Crossmedia-Projekt „The Mother Tree“ aus der Zeichentrickschmiede T-Rex Digimation oder dem französischen Musik-Langfilm „Muzeca“ von Joyce Ahuya.
Andererseits ging es bei der APD-Conference auch um die Trends von morgen. Prof. Lilian Klages (Parka Pictures Aps / Dreamin’ Dolphin Film GmbH) diskutierte auf der Bühne mit Sara Cooper (Meta Media Entertainment) , Alexander Arndt (Digital Smiles), Tania Reichert-Facilides (OneGate Media) und dem Digital Production-Consultant Tony Matthews Strategien für resilientes Reagieren auf den raschen Wandel der Animationsbranche. „Krisen treffen diejenigen besonders hart, die nicht bereit sind, sich zu ändern“ fand Tania Reichert-Facilides und ergänzte: „Diversifizierung ist die wichtigste Grundlage, um sich Veränderungen schnell anpassen zu können.“ Für Alexander Arndt ist die Fähigkeit, mit Daten zu arbeiten, eine der aktuell entscheidenden Kompetenzen: Digital-first als proof of concept – das Veröffentlichen kurzer Clips im Internet etwa – sei nur dann sinnvoll, wenn die aus der Interaktion gewonnenen Daten später auch in den kreativen Prozess einflossen.
Was sind die Zielgruppen der Zukunft? Auch darum ging es bei der APD Conference. Während dieses Jahr 65% der ausgewählten Projekte Kinder unter 13 Jahren und 20% die jungen Erwachsenen ansprachen, erkundete das nächste Panel einen Zukunftstrend, der dieses Verhältnis ändern könnte: den wachsenden „Animation Appetite“ von (jungen) Erwachsenen. Creatorin und Produzentin Tünde Voellenbroeck war sich mit ihren Gästen Kristine Knudsen (Knudsen Pictures, Den Siste Skilling), Regisseurin Aisha Madu, Regisseur und Autor Jérémie Périn sowie Mark Taynton (Adult Swim EMEA) einig: es gelte, sich dieser steigenden Content-Nachfrage zu öffnen. Kristine Knudsen, bisher als Produzentin hauptsächlich für Kinder- und Jugendcontent bekannt, präsentierte auch gleich ein Beispiel für die Young Adult-Zielgruppe: ihren von Creative Europe MEDIA im Co-Development geförderten Animationsfilm "Pesta". Diese Liebesgeschichte mit Horrorelementen – angesiedelt im norwegischen Mittelalter zur Zeit der "Schwarzen Tod"-Pandemie – entsteht gerade als norwegisch-deutsch-französiche Koproduktion.
Insights in die Erfolgsstory des Warschauer Animationsstudios Letko erlaubte indes dessen Produktionsleiterin Anna Głowik. Im Round Table-Gespräch mit Viola Gabrielli vom ebenfalls MEDIA-geförderten NEW HORIZONS INDUSTRY präsentierte sie eine Case Study der irisch-polnischen TV-Serie „ODO“, die in 150 Länder verkauft wurde und deren Erfolg aus dem einst kleinen Animationsstudio einen Player der internationalen Branche gemacht hat.
Die diesjährigen APDs vermittelten einen Eindruck davon, welches Innovationspotenzial und welcher Reichtum an Perspektiven gerade in Europa liegen. Auf die kreativen Ergebnisse dieser drei Tage – ob auf der Leinwand, dem Bildschirm, der Konsole oder in der VR-Brille – sind wir schon jetzt sehr gespannt!
Die Animation Production Days (APDs) sind Teil der Stuttgart Animated Week und ein Joint Venture des Internationalen Trickfilm-Festivals Stuttgart (ITFS) und der FMX – Film & Media Exchange, gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, der MFG Baden-Württemberg und dem Creative Europe MEDIA Programm der EU.
Permalink: https://creative-europe-desk.de/artikel/news/animation-production-days-2025-in-stuttgart-zeigen-die-vielfalt-der-europaeischen