Das erste Virtual Reality Festival Deutschlands startet in Hamburg, und bereits jetzt gab es für die Branche im Rahmen einer Preview von Creative Europe Desk Hamburg und der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein Gelegenheit zum Schnuppern. VR-Pionier Michel Reilhac, Chef des Submarine Channels für digitales Geschichtenerzählen, Kurator der Venice VR Competition und selbst VR-Regisseur, hielt eine Keynote über das "state of the art" von Virtual Reality.
Der Mensch sei generell kein Freund von Veränderungen, so Reilhac. Die Erfindung von Geschichten habe von jeher den Zweck gehabt, unsere existenziellen Ängste zu überwinden. Wir brauchen die Gewissheit, dass wir etwas schon kennen: Ein fremder Ort, der einem bekannten Ort ähnelt, ist schon gleich viel weniger fremd. Geschichten helfen uns dabei, die Welt zu begreifen.
VR ist eine Kunstform, die es ermöglicht, diese Geschichten nicht nur wie im Kino zu sehen, sondern sie zu erfahren.:"VR means shifting from building stories that have to be read or seen to stories that can be lived!" Sebastian Schippers Erfolgsfilm "Victoria" sei schon ein Schritt in diese Richtung: Der Zuschauer fühlt sich mittendrin in der quirligen Clubwelt Berlins. Während ein Film vor allem die Zeit manipuliert, etwa durch Rückblenden, macht VR das Gleiche mit dem Raum. Mittlerweile spricht man von XR als Oberbegriff für VR, AR, ER und MR, also Virtual Reality, Augmented Reality, Embodied Reality und Mixed Reality.
In Sachen Equipment geht die Entwicklung zu "less is more", in Zukunft werden wir immer weniger sperrige Accessoires für den virtuellen Spaziergang in die Welt benötigen. Es wird alles leichter, kleiner und im Idealfall unsichtbar, gesteuert lediglich durch Stimme und Bewegung.
Eine weitere zukünftige Einsatzmöglichkeit von VR sieht Reilhac ganz klar im Bereich der sozialen Netzwerke: Wir werden irgendwann alle Avatare haben, die miteinander kommunizieren und sich gegenseitig virtuell ihre neuen Möbel oder Lebenspartner präsentieren. Die stärkste Kritik zur Zeit, VR sei anders als das Kino kein soziales Erlebnis, werde damit radikal verändert, prognostiziert Reilhac.
Abschließend betonte er, dass VR tatsächlich noch in den Kinderschuhen stecke: "There is a huge gap between the Hollywood vision that we see in movies and commercials today to what the reality actually looks like." Es werde sicher noch rund zehn Jahre dauern, bis diese neue aufregende Sprache vollständig entwickelt sei. Und wir alle können Teil dieser Entwicklung sein.
Genau diese Teilhabe will das neue Festival VRHAM! herstellen, indem es an 10 Tagen 16 Experiences kostenlos für alle Interessierten und Neugierigen ausstellt. Es gibt Exponate von Jonathan Meese, Dani Levy und vielen internationalen Künstlern von China bis Australien. Hin da und VR selbst erleben!
7. bis 17. Juni 2018, Oberhafenquartier Hallo 2, Stockmeyerstraße 41 in Hamburg
Weitere Informationen: www.vrham.de
Permalink: https://creative-europe-desk.de/artikel/events/vrham-virtual-reality-and-arts-festival-2018