Radu Judes neuer Spielfilm widmet sich einem schwierigen Thema: der unterschiedlichen Erinnerungspolitik im heutigen Europa. Zwischen Realität und Fiktion, zwischen dem Blick in moralische Abgründe und ironischer Leichtigkeit unternimmt der u.a. mit dem Europa Cinemas Label Award ausgezeichnete Film eine facettenreiche Reflexion über Geschichtsvergessenheit. Gleichzeitig thematisiert der Film das Scheitern politischer Kunst - und brilliert selbst als politisches Kunstwerk.
Die junge Regisseurin Mariana Marin plant eine radikale Theateraufführung über Rumäniens Beteiligung am Holocaust. Unter General Antonescu, der Rumänien von 1940 bis 1944 als Diktator regierte, wurde der verbreitete Antisemitismus in der rumänischen Gesellschaft offizielle Politik, hunderttausende Juden wurden bei ethnischen Säuberungen oder in Arbeitslagern ermordet. Vor allem im postkommunistischen Rumänien wird der Diktator und seine Regierungszeit jedoch glorifiziert. Vom damaligen Massenmord will niemand mehr etwas wissen. Mit einem Reenactment der damaligen Ereignisse soll das Theaterstück das Publikum aufrütteln, doch bereits vor der Premiere zeigen sich zahlreiche Probleme: es gibt Unmut unter den Komparsen, ein Abgesandter der Stadtregierung möchte das Stück zensieren und auch in Marianas Privatleben läuft nicht alles glatt. Die als Weckruf konzipierte Performance gerät Schritt für Schritt zur Farce.
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