Gemeinsam für ein junges Publikum

Sechs Kurzfilmfestivals gründen das “Europäische Netzwerk für Filmdiskurs“

  • Personen unterhalten sich, Workshop

Sechs Kurzfilmfestivals haben gemeinsam das "Europäische Netzwerk für Filmdiskurs" (The END) gegründet, um kritische Filmdiskurse für das junge Publikum und die Sichtbarkeit des europäischen Kinos zu fördern. Wir haben mit Anne Gaschütz, Festivalleiterin des Filmfests Dresden über ihre Initiative gesprochen, die aus Workshops, Mentoring-Programmen und der Einführung ihres Online-Magazins "Talking Shorts" besteht, mit Filmrezensionen, Talentshows und mehr.

Die MEDIA Förderung für Festival-Netzwerke ist relativ neu im Programm. Erklärte Ziele sind mehr Sichtbarkeit für europäische Filme, Austausch von Know How und die Erschließung neuer, vor allem junger Zuschauergruppen.

Das Netzwerk hat sich der Förderung eines kritischen Filmdiskurses von und für eine jüngere Generation verschrieben, um ein neues Publikum an eine florierende europäische Filmlandschaft heranzuführen und durch eine Vielzahl von Aktivitäten Gemeinschaften aufzubauen.  „Dank der MEDIA-Förderung können wir nun mit unseren Partnerfestivals auf professioneller Ebene zusammenarbeiten und gemeinsam europäische Kurzfilme fördern, ein junges Publikum für diese besondere Filmkunst begeistern und Filmbildung vorantreiben, und dies unter anderem mit Workshops und Mentoringprogrammen“, freut sich Anne Gaschütz. „Wir haben jetzt die Möglichkeit, in den nächsten zwei Jahren nachhaltige Strukturen zu schaffen, um langfristig ein starkes und vielfältiges Netzwerk für kulturellen Austausch, Filmförderung und Publikums(rück)gewinnung zu schaffen.“

Dass sich das Netzwerk die augenzwinkernde Abkürzung “The END” gegeben hat, hat einen guten Grund: “Sowohl das europäische Kino als auch die Filmkritik werden gerne mal für tot erklärt”, schmunzelt Anne Gaschütz. Dem wolle man mit der neuen Plattform aktiv entgegentreten.

"Zum aktiven Kern gehören neben dem Filmfest Dresden noch die Vienna Shorts (AT), das Kortfilmfestival Leuven (BE), Vilnius ISFF (LT), FeKK in Ljubljana (SI) und Lago Film Fest (IT). Darüber hinaus sind mehr als 20 Festivals von der IDFA in Amsterdam bis zum DokuFest im Kosovo als Fördermitglieder an Talking Shorts beteiligt," erklärt Anne Gaschütz.

Wir haben mit Anne Gaschütz über die Projekte gesprochen.

Creative Europe Desk Hamburg: Der erste The END-Workshop hat bereits im April stattgefunden. Wie war’s?

Anne Gaschütz: Es gibt drei so genannte Tandem-Workshops im Jahr, die jeweils von zwei Festivals gemeinsam gehalten werden. In Dresden, kurz vor unserem Festival, fand nun der erste Workshop statt, der zweite Teil des Tandems folgte Ende Mai in Wien. Wir haben so viele gute Bewerbungen erhalten und mussten uns dann für sechs Teilnehmer:innen entscheiden.

Zuerst ging es unter der Leitung von Ricardo Brunn, Chefredakteur von filmgazette.de, um die Grundlagen der Filmkritik und um Kernwissen über Kurzfilme. Gastmentor:innen vermittelten Interviewtechniken sowie das Schreiben aktivistischer Filmkritiken. In der Festivalwoche sollten die Teilnehmer:innen natürlich möglichst viele Filme schauen, sie trafen die Jury des Dresdner Kurzfilmpreises des Verbandes der deutschen Filmkritik und hatten einen Mini-Workshop mit Niels Putman, Chefredakteur unserer Netzwerk-Plattform Talking Shorts.

Hier hat sich eine sehr engagierte Gruppe mit vielen Ideen gefunden, die auch sehr von der nächsten Workshoprunde in Wien profitieren wird. Ich bin sehr gespannt auf die ersten Texte, die wir dann natürlich auch auf Talking Shorts veröffentlichen wollen.

CED Hamburg: Was verbirgt sich hinter Talking Shorts?

AG: Unser Netzwerk hat ein eigenes Online-Magazin ins Leben gerufen: "Talking Shorts" (www.talkingshorts.com) startete bereits im Februar 2020 als gemeinsames Angebot, um Filme zu rezensieren, Talente vorzustellen, Entwicklungen aufzuzeigen und dies alles mit einer aktiven Social Media-Strategie zu begleiten. Allein im ersten Jahr erreichte die Seite mehr als 120.000 Besucher, veröffentlichte 32 Rezensionen und 16 Podcast-Episoden, stellte 15 junge Autor:innen vor und veranstaltete trotz der Pandemie zwei Workshops und das mehrwöchige Projekt „My Darling Quarantine“, im Rahmen dessen jede Woche 7 Kurzfilme online zur Verfügung gestellt wurden. Das Publikum konnte dann für den beliebtesten Film abstimmen, welcher daraufhin eine Rezension auf Talking Shorts erhalten hat. Es beteiligten sich insgesamt 66 Branchenvertreter:innen, also Festivalmacher:innen, Kurator:innen, Distributors usw. sowie etliche Filmschaffende an dem Projekt, über das 160 Medien in 23 Ländern berichteten.

Creative Europe Desk Hamburg: Wer kann bei Talking Shorts und auch bei den Workshops mitmachen?

AG: Teilnehmen kann eigentlich jede:r über 18 mit einem ernsthaften Interesse an kritischer Auseinandersetzung mit (Kurz)Film. Für die Workshops schauen wir, dass immer auch Teilnehmende aus den jeweiligen am Workshop beteiligten Ländern dabei sind. Darüber hinaus freuen wir uns natürlich über Bewerber:innen aus ganz Europa. In Dresden hatten wir zum Beispiel auch eine Teilnehmerin aus Griechenland dabei. Dank der MEDIA-Förderung können wir auch bei den Reisekosten sehr gut unterstützen.

Die nächsten Workshops finden übrigens beim Lago Film Fest in Italien und beim FeKK in Ljubljana statt. Sie werden grundsätzlich auf Englisch gehalten, da es ja auch um internationalen Austausch geht. Die Texte können dann jedoch auch in der eigenen Sprache geschrieben werden, wir lassen diese dann übersetzen und nochmal von unserem Chefredakteur gegenlesen.

Zum aktiven Netzwerk-Kern gehören neben dem Filmfest Dresden noch die Vienna Shorts (AT), das Kortfilmfestival Leuven (BE), Vilnius ISFF (LT), FeKK in Ljubljana (SI) und Lago Film Fest (IT). Darüber hinaus sind mehr als 20 Festivals - von der IDFA in Amsterdam bis zum DokuFest im Kosovo - als Fördermitglieder an Talking Shorts beteiligt.