Demaskiert! Vier Fragen an Matthias Elwardt von den Zeise Kinos

  • © Heike Blenk

Der Geschäftsführer der Hamburger Zeise Kinos Matthias Elwardt erzählt im Demaskiert!-Interview von der Zustand der Kinolandschaft, wie COVID-19 das Sehverhalten der Zuschauer*innen verändert hat und was er sich für die Zukunft der Kinos vom MEDIA-Programm wünscht.

Seit Anfang Juli werden die Zeise Kinos wieder bespielt. Wie haben Sie als Kinobetreiber die Zeit der Wiedereröffnung der Kinos in Deutschland wahrgenommen? Konnten Sie beobachten, dass sich das Sehverhalten bisheriger Kinogänger*innen verändert hat?

Matthias Elwardt: Die Sehnsucht nach dem kulturellen Gemeinschaftserlebnis Kino ist groß. Die Publikumsreaktion zur Wiederöffnung waren wunderbar. Aber wir brauchen auch starke Filme, damit genug Publikum kommt, hier hat sich das Fehlen des Filmfestival Cannes stark bemerkbar gemacht. Unsere neue Aktion „Wunschkino" - private Vorführungen ab 150,- Euro für bis zu 15 Besucher, jede weitere Karte kostet 10,- Euro - ist sehr gut angenommen worden und ist  jetzt schon bis zum Sommer 2021 verlängert worden.

Würden Sie eine Verschiebung der Auswertungsfenster befürworten, um die Zusammenarbeit von Streamingdiensten und Kinos zu verstärken. Unter welchen Bedingungen könnten Sie sich ein solches Modell vorstellen?

Matthias Elwardt: Alle Streamingmodelle und Ideen in Kooperation mit Kinos in Deutschland während des ersten Lockdown waren nicht erfolgreich. Bisher habe ich bei Streamingdiensten kein respektvolles und partnerschaftliches Interesse feststellen können. Wir brauchen ein größeres Zeitfenster und einen Umgang auf Augenhöhe. Filme werden im Kino bekannt und erfolgreich gemacht, wir sind die Lokomotive für die nachfolgenden Auswertungsmöglichkeiten. Dafür gibt es auch aktuell genug Beispiele.

Es gibt Aussagen, die meinen, Programmkinos sind besser durch die Krise gekommen. Können Sie diese Aussage bestätigen, und wenn ja, an welchen Faktoren liegt das?

Matthias Elwardt: Natürlich haben die Multiplexe sehr große Probleme, wenn Sie keine Blockbuster aus Hollywood bekommen. Die Programmkinos stehen da mit deutschen und europäischen Filmen besser da, auch wenn hier große Titel fehlen.

Die Zeise Kinos sind Teil des MEDIA-geförderten Europa Cinemas-Netzwerk. Wurden Sie zusätzlich vom Netzwerk in der Krise unterstützt und was würden Sie sich als Kinobetreiber vom MEDIA-Programm in dieser Krise wünschen?

Matthias Elwardt: Europa Cinemas ist für uns ein guter, wichtiger und sehr hilfreicher Partner. Schön wäre ein europäischer Newsletter, mit Ideen / Aktionen der Kollegen aus allen teilnehmenden Ländern in diesen Zeiten. Aber auch mit Informationen über Europäischen Film, die in den jeweiligen Ländern jetzt starten. So wenig Hollywood wie 2020 gab es wohl noch nie auf Europas Leinwänden.